Kannibalismus in der Andromedagalaxie
Eine Untersuchung unserer großen Nachbargalaxie Andromeda und ihrer Umgebung lieferte neue Beweise für deren Kannibalismus
Ein Team um Mike Irwin von der Universität Cambridge entdeckte bei der Untersuchung von Andromeda und deren Umgebung, dass diese große Spiralgalaxie sich anschickt eine bekannte Satellitengalaxie zu verschlingen. Zusätzlich wurden im Rahmen dieser Studie 14 Kugelsternhaufen in der Umgebung von Andromeda entdeckt, die vermutlich kosmische Fossilien kleiner Galaxien sind, die vor sehr langer Zeit verschlungen worden sind.
Diese Arbeit unterstützt die vorherrschende Meinung vieler Forscher, dass die heutigen großen Galaxien, inklusive unserer Milchstraße, ihre derzeitige Größe durch eine Form des Kannibalismus erreichten, in dem sie sich die Sterne kleiner Galaxien einverleibten.
Rund um Andromeda gibt es einen riesigen Halo von Sternen. Beim ersten Blick wirkt der Halo wie eine flache Struktur, in welcher die Sterne gleichmäßig verteilt sind. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass der Halo mit einer Grundstruktur durchwoben ist, die auf vergangene Interaktionen mit kleineren Galaxien schließen lässt.
Irwins Team entdeckte einen großen Strom von Sternen, der aufgrund gravitativer Einflüsse durch Andromeda vom Kern der kleinen elliptischen Galaxie ausgeht. Die Strömung breitet sich über fast 50 000 Lichtjahre aus; weg vom Kern der kleinen elliptischen Galaxie NGC 205 (M 110). Das ist der erste eindeutige Hinweis, dass eine von Andromades Begleitgalaxien im Begriff ist auseinander zu brechen.
Jede einzelne dieser 14 erst kürzlich entdeckten Kugelsternhaufen enthält Abertausende von alten Sternen. Kugelsternhaufen gibt es sowohl im Halo unserer Milchstraße als auch bei anderen Galaxien. Einige Forscher sind nun der Meinung, dass die Kugelsternhaufen in den Halos Überreste kleinerer Galaxien sind, die vor Milliarden von Jahren von den großen Galaxien aufgesogen wurden.
Die am weitesten entfernten Kugelsternhaufen befinden sich 250 000 Lichtjahre vom Zentrum der Andromeda-Galaxie (M 31) entfernt. Die Studie zeigt, dass sich der Halo weit über den hellen Rand der Galaxien-Scheibe hinaus ausdehnt.
Die Forscher sind der Meinung, dass dieses Ergebnis, das Ende März bei einem Meeting der Royal Astronomical Society bekannt gegeben wurde, dazu beitragen könnte die Entwicklung von Galaxien besser zu verstehen.
2. April 2004/SP
Verein Kuffner-Sternwarte