Rosetta doch nicht zu Komet Wirtanen
Das wahrscheinlich ehrgeizigste Raumfahrtprojekt der ESA hat einen schweren Rückschlag erhalten: Die europäische Kometen-Landemission Rosetta muss durch die jüngsten Schwierigkeiten mit der Trägerrakete Ariane 5 auf den für das Jahr 2011 geplanten Besuch des Komet Wirtanen definitiv verzichten.
Die schon seit der Zeit der äußerst erfolgreichen Kometenmission Giotto (damals ein Vorbeiflug an Komet Halley Mitte der 80er Jahre) geplante Sonde Rosetta müsste sich bis spätestens 31. Jänner 2003 auf den Weg zu Wirtanen machen, um ihn mit mehreren komplizierten an der Erde vorbei führenden Fly-By Manövern im Jahr 2011 erreichen zu können.
Mittlerweile ist sicher, dass sich dieses Startfenster schließen wird, bevor sich Rosetta auf den Weg machen kann. Die Startverzögerung steht vor dem Hintergrund der jüngsten Schwierigkeiten rund um die Ariane 5. Nachdem Ende letzten Jahres eine weiter entwickelte Version dieser Rakete nach dem Start außer Kontrolle geraten war, werden zurzeit alle Raketen ähnlichen Bautyps umfangreichen Sicherheits-Checks unterzogen. Obwohl Rosetta mit dem Vorgängermodell der im vorigen Jahr explodierten Ariane 5 auf die Reise geschickt werden soll, und der Grund für die Explosion eindeutig auf einen nur in dem neuen Raketenmodell vorkommenden Bauteil zurück geführt wurde, will die ESA kein Risiko eingehen. Die bisherigen Kosten für die Rosetta-Mission belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro - schon deshalb steht die Risikominimierung an erster Stelle.
Von dieser in erster Näherung schlechten Nachricht sind auch österreichische Institute und Firmen betroffen: das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz ist an mehreren Rosetta-Experimenten beteiligt, Austrian Aerospace zeichnet für Details wie die Steuer- und Messelektronik verantwortlich.
Die Rosetta-Mission selbst ist dadurch jedoch noch nicht als gescheitert zu betrachten. Die ESA sucht derzeit nach alternativen Zielen für die Sonde, wobei grundsätzlich mehrere andere Kometen zur Auswahl stehen. Vorerst wird noch geprüft, ob auch die geplante Landung auf einem Kometenkern möglich ist. Dazu müsste ein Komet ausgewählt werden, der sich zum Zeitpunkt der Begegnung mit Rosetta möglichst weit entfernt von der Sonne aufhält, da sonst die Ausbildung von Koma und Schweif eine sichere Landung unmöglich machen würden.
Weitere Infos:
Arianespace press release
Rosetta Homepage
Space.com
15. Jänner 2003/MR
Verein Kuffner-Sternwarte