Der Kuiper-Gürtel
Das Rätsel seiner Entstehung dürfte gelöst sein
Mit Hilfe einer neuen Studie, die von Mitarbeitern des Southwest Research Institutes (SwRI) und des Observatoriums de la Cote d`Azur erstellt wurde, versuchen Forscher das Vorhandensein einer Population von Objekten jenseits der Neptunbahn zu erklären.
Der Kuiper-Gürtel, eine Region jenseits der Neptunbahn, enthält Milliarden von eisigen Objekten. Das erste Kuiper-Gürtelobjekt wurde 1992 von David Jewitt und Jane Luu entdeckt. Derzeit sind fast 800 Kuiper-Gürtel-Objekte bekannt; die größten haben Durchmesser von mehr als 1000 km; aber die meisten sind wesentlich kleiner.
Astronomen studierten die Struktur des Kuiper-Gürtels und glauben das Rätsel seiner Entstehung gelöst zu haben. Die Kuiper-Gürtel-Objekte sind - so wie die Planeten auch - aufgrund von Zusammenstößen zwischen Planetesimalen entstanden, die dann aneinander haften blieben. Für eine solche Entwicklung in dieser fernen Region jenseits der Neptunbahn müsste der Kuiper-Gürtel aber wesentlich mehr Material enthalten; etwa das Zehnfache der Erdmasse. Die teleskopische Durchmusterung dieser Zone ergab aber, dass gegenwärtig höchstens ein Zehntel oder weniger an Erdmasse vorhanden ist.
Um dieses Rätsel zu lösen, suchten Forscher seit mehreren Jahren nach einem Weg, wie man das Verschwinden von mehr als 90 % des Kuiper-Gürtel-Materials erklären könnte.
Dr. Harold Levison (SwRI) und Dr. Allesandro Morbidelli (Observatoire de la Cote d`Azur) vertreten in ihrem Artikel in der Novemberausgabe von Nature die Meinung, dass die Region jenseits der Neptun-Bahn ursprünglich leer war. Die beiden Forscher behaupten, dass die protoplanetare Scheibe, aus sich die Planeten, deren Monde und die Asteroiden und Kometen formten dort endete, wo sich derzeit die Bahn Neptuns befindet; in 30 AE Entfernung von der Sonne.
Schon seit 20 Jahren vertreten einige Forscher die Meinung, dass sich die Riesenplaneten - insbesondere Uranus und Neptun - näher an der Sonne bildeten und dann langsam nach außen drifteten. Levison und Morbidelli sind nun davon überzeugt, dass Neptun bei seiner langsamen Wanderung kleinere Himmelskörper aus ihrer ursprünglichen Bahn geworfen und nach außen gedrückt hat und so den Kuiper-Gürtel jenseits der Neptun-Bahn erzeugte. Genug Material war in der protoplanetaren Scheibe vorhanden.
Wir haben das Massenproblem des Kuiper-Gürtels nicht wirklich gelöst, wir haben es nur umgangen, meint Levison. Außerdem meinte der Forscher, dass dieses Modell auch erklärt, warum Neptun gerade bei 30 AE zum Stillstand kam: Neptun wanderte solange ab bis er den Rand der protoplanetaren Scheibe erreichte; dort stoppte der Planet.
5. Dezember 2003/SP
Verein Kuffner-Sternwarte