Damocloiden eine außergewöhnliche Asteroidenfamilie
Prototyp und Namensgeber der Damocloiden ist der Asteroid 5335 Damocles (1991 DA)
Die Charakteristik eines Damocloiden ist seine große Bahnexzentrizität, seine hohe Bahnneigung sowie seine langen Umlaufperioden. Diese Merkmale entsprechen eher der Umlaufbahn eines Kometen als der eines Asteroiden. Vermutlich sind Damocloiden alte Kometenkerne, deren volatile (flüchtige) Bestandteile schon aufgebraucht sind.
Herkunft und Bedeutung des Namens Damokles:
Damokles war ein Höfling des Tyrannen Dionysius von Syrakus (4. Jdt.. v. Chr.). Der Höfling pries den Tyrannen als den glücklichsten Menschen, worauf Dionysius den Schmeichler unter einem an einem Pferdehaar aufgehängten Schwert köstliche Speisen verzehren ließ, um ihm das gefährliche Glück eines Herrschers vor Augen zu führen. Die übertragene sprichwörtliche Bedeutung für "Damoklesschwert" ist allzeit drohende Gefahr.
Die Bahnen der Damocloiden haben sehr große Exzentrizitäten, die bis auf wenige Ausnahmen zwischen 0,72 und 0,99 liegen. (Ein Wert von 1,0 definiert schon eine parabolische Bahn). Außerdem sind ihre Bahnen so extrem gegen die Ekliptik geneigt, dass sie sich den größten Teil ihrer Umlaufbahn hoch über den Planeten befinden: So wie das Damoklesschwert über dem Haupt des Höflings. Nur die Gefahr, dass die Erde von einem Damocloiden getroffen wird ist wesentlich geringer.
Allerdings haben die Asteroiden dieser Gruppe zum Teil extrem lange Umlaufzeiten, sodass für die kommenden Jahrtausende eine potentielle Bedrohung nicht ganz ausgeschlossen werden kann; die Schwerkraft der Riesenplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun könnte ihre Bahnen beeinflussen. Als potentiell gefährlich gelten jene Damocloiden, deren sonnennächster Bahnpunkt (Perihel) innerhalb der Marsbahn liegt.
Ursprung der Damocloiden:
Ein Teil der bis jetzt bekannten Damocloiden stammt aus dem Kuiper-Gürtel. Objekte mit extrem langen Umlaufzeiten kommen vermutlich aus der Oortschen Wolke.
Eine Liste derzeit bekannter Damocloiden
Ursprünglich zusammengestellt von Akimasa Nakamura (Lowell Observatorium) und aktualisiert
Version: 30 Dec 2002
Name H a e i q P
(5335) Damocles 13.3 11.82 0.87 61.9 1.58 40.6
1996 PW 14.0 323.0 0.99 29.8 2.54 5805
1997 MD10 16.0 26.96 0.94 59.1 1.54 140
1998 QJ1 16.7 11.44 0.82 23.4 2.11 38.7
1998 WU24 15.0 15.18 0.91 42.6 1.41 59.1
(20461) 1999 LD31 13.8 24.42 0.90 160.2 2.38 121
1999 LE31 12.4 8.16 0.47 151.9 4.31 23.4
(15504) 1999 RG33 12.1 9.51 0.77 35.0 2.15 29.3
1999 TD10 8.8 101.4 0.88 6.0 12.30 1020
1999 XS35 17.3 18.06 0.95 19.5 0.95 76.7
2000 AB229 14.0 52.05 0.96 68.7 2.29 401
2000 DG8 12.8 10.75 0.79 129.3 2.19 32.5
2000 HE46 14.6 21.99 0.89 158.4 2.35 108
2001 QF6 14.8 7.99 0.72 25.4 2.24 22.6
2002 CE10 12.9 8.58 0.78 144.5 1.88 25.1
2002 RP120 12.4 47.52 0.95 119.0 2.47 328
2002 VQ94 9.2 216.34 0.97 70.5 6.80 3180
Erklärung der Symbole:
H Absolute Helligkeit
a Halbachse
e Exzentrizität
i Inklination (Bahnneigung)
q Periheldistanz
P Umlaufperiode (Jahre)
3. Jänner 2003/SP
Verein Kuffner-Sternwarte