APIES und SIMONE
zwei Asteroiden-Missionen im Planungsstadium
APIES (Asteroid Population Investigation and Exploration Swarm)
Britische Forscher planen, einen Schwarm von dreißig oder mehr Mikrosatelliten mit einer Muttersonde in den Asteroidengürtel zu entsenden, wo Millionen von Kleinkörpern die Sonne umkreisen. Die Mikrosatelliten sollen dann ausschwärmen - wie Bienen aus einem Bienenstock – um Asteroiden aufzusuchen und von ihnen Bilder und Daten einzusammeln.
Die gewonnen Daten werden dann von der Muttersonde an Bodenstationen auf der Erde übermittelt.
Es ist geplant, dass der Mikrosatelliten-Schwarm mindestens 100 Asteroiden aufsuchen soll. Mit dieser Aktion würde erstmals der Asteroidengürtel, Heimat und Ursprung aller, auch der erdnahen Asteroiden, einer genaueren Erforschung unterzogen.
Jeder Mikrosatellit soll als Energieversorgung über Solarzellen verfügen und vielleicht auch über einen kleinen, konventionellen Raketenantrieb. Ein Mikrosatellit wird etwa 20 kg haben.
Die ESA gab grünes Licht für eine APIES-Machbarkeitsstudie, die vom neuen Raumfahrtriesen Astrium durchgeführt werden wird. Projektleiter dieser Studie ist Paolo D`Arrigo, der dieses Konzept als einen neuen Weg in der Interplanetaren Forschung sieht.
Diese Mission klingt zwar ziemlich futuristisch, ist aber bei dem hohen Level, den der Stand der Technik jetzt schon hat, mit einiger Entwicklungsarbeit durchaus realisierbar.
SIMONE (Smallsat Intercept Missions to Objects Near Earth)
Ein weiteres britisches Projekt betrifft eine Mission zu erdnahen Asteroiden. SIMONE ist eine von sechs Billig-Missionen die bei der ESA heuer eingereicht wurden.
SIMONE soll aus einer Flottille von fünf 120 kg schweren Satelliten bestehen, die zu verschiedenen erdnahen Asteroiden fliegen. Jede Sonde soll über einen Ionenantrieb verfügen, so wie die Raumsonde Deep Space 1. Die Satelliten von SIMONE werden die ersten kleinen Raumsonden sein, die über einen solchen Antrieb verfügen.
ESA-Forscher schätzen die Kosten für alle fünf Satelliten von SIMONE auf rund 160 Millionen Euro. Die Kosten inkludieren auch die Nutzlast der fünf Satelliten, die aus folgenden wissenschaftlichen Instrumenten besteht:
Eine Multispektralkamera zum fotografieren,
Ein Röntgenspektrometer zur Erforschung der Asteroiden-Zusammensetzung
Ein Infrarotspektrometer, zur Bestimmung von Mineralien und Erkundung von Oberflächendetails,
Ein Laserhöhenmessgerät zur Erstellung einer Topographie,
Sowie ein Radio Science Experiment (Bestandteil des Bordsenders) zur Massenbestimmung.
Die britische Firma die hinter dem Projekt SIMONE steht, ist QinetiQ in Farnborough (Hampshire) und Nigel Wells der zuständige Entwicklungsmanager dieses Projekts.
Erdbahnkreuzende Asteroiden waren in der Vergangenheit schon einige Male eine Gefahr für die Erde. Vor 65 Millionen Jahren führte der Einschlag eines Asteroiden oder Kometen mit etwa 10 km Durchmesser zum Aussterben der Dinosaurier. Die Spuren dieses Impakts sind heute noch zu erkennen (bei Halbinsel Yukutan). Und in der jüngsten Vergangenheit ist ein etwa 200 m großer Asteroid über der Tunguska in Sibirien explodiert und zerstörte ein 1200m2 großes Waldgebiet.
Gewaltige Einschläge, wie der bei der Halbinsel Yukutan, kommen nur etwa alle 100 Millionen Jahre vor. Aber tunguska-ähnliche Ereignisse können sich alle tausend Jahre oder vielleicht sogar alle hundert Jahre ereignen.
NASA-Forscher schätzen, dass es etwa 1000 bis 1500 erdnahe Asteroiden mit 1 km Durchmesser gibt, die der Erde irgendwann einmal gefährlich werden könnten. 640 wurden bis jetzt gefunden und die NASA-Forscher hoffen, bald alle katalogisieren zu können.
Aber aufgrund der Statistik (Einschlag etwa alle tausend oder gar hundert Jahre) sind kleinere Asteroiden für uns gefährlicher; auch wenn sie keinen globalen Overkill, sondern nur begrenzte Zerstörung anrichten können. Die kleinen Brocken sind außerdem wesentlich zahlreicher und daher schwieriger zu überwachen. Auch wegen ihrer geringeren Helligkeit. Es wäre daher zielführend, die Aufmerksamkeit auf Objekte mit einem Durchmesser von 200 bis 300 m zu richten.
Brian Marsden vom MPC meint, dass ESA`s SIMONE-Konzept zwar auf dem richtigen Weg ist, aber die künftigen Ziel-Asteroiden (Ø 390 bis 1100 m) zu groß sind. Und zwar deswegen, weil die Wahrscheinlichkeit, vom einem 200 bis 300 m Brocken getroffen zu werden, wesentlich größer ist.
Aber wo SIMONE helfen kann ist, einen Beitrag zur genauen Bahnbestimmung erdnaher Asteroiden zu leisten und große Datenmengen über die Zusammensetzung, Masse und Charakteristika in deren Spektren zu gewinnen. Mit genauen Kenntnissen über erdnahe Asteroiden könnten dann leichter vorbeugende Maßnahmen für den Fall der Fälle entwickelt werden.
Das SIMONE-Projekt ist derzeit noch im Planungsstadium. Könnte aber bei finanzieller Absicherung im Jahr 2008 starten.
6. Juni 2003/SP
Verein Kuffner-Sternwarte