10. Jänner 2003
Neuer Entfernungsrekord für extrasolare Planeten
Mit einer neuen Beobachtungsmethode wurde in rund 5000 Lichtjahren Entfernung ein etwa Jupiter-großer Planet entdeckt, der seinem Zentralstern so nahe ist, dass er ihn in nur 29 Stunden umkreist. Ein Jahr dauert dort also nur 29 Erdstunden und der Abstand des Planeten zu seinem Zentralstern beträgt nur 3,4 Millionen Kilometer.
Die Temperatur in der oberen Atmosphäre dieses Gasplaneten liegt bei etwa 1900 Kelvin und damit über dem Schmelzpunkt von Eisen. Die Wahrscheinlichkeit für uns bekannte Formen von Leben ist daher praktisch Null. Trotz dieser extrem hohen Temperatur dürfte der Planet von seinem Zentralstern nicht langsam "verdampft" werden, da die Gasmoleküle der Planetenatmosphäre dazu dessen Fluchtgeschwindigkeit von 50 km/s erreichen müssten, was bei dieser Temperatur nicht annähernd gegeben ist.
Auch die Gezeitenkräfte können den Planeten bei diesem Abstand noch nicht unmittelbar gefährden; die Roche-Grenze liegt noch weit innerhalb der Planetenbahn. Dieser Planet ist also weit gehend stabil und durch seine trotz des extrem geringen Sternabstands äußerst hohe Masse ein interessanter Grenzfall für die aktuellen Theorien über die Entstehung von Planeten.
Bemerkenswert ist diese Entdeckung vor allem deshalb, weil sie die Leistungsfähigkeit einer neuen Entdeckungsmethode unter Beweis stellt. Sie kommt extrasolaren Planeten auf die Spur, indem sie die teilweise Verdunklung eines Sterns beobachtet, während der Planet vor ihm vorbei wandert. Obwohl dieser Effekt nur sehr schwach ausgeprägt ist, können damit in kurzer Zeit sehr viele Sterne untersucht werden. Vergleichbare Entdeckungen in großer Zahl werden daher schon für die unmittelbare Zukunft erwartet. OGLE-Tr-56b, so die offizielle Bezeichnung des neuen Exoplaneten, ist zugleich der erste Planet, der mit dieser viel versprechenden Methode entdeckt wurde und erst der zweite, bei dem man auch die Masse mit hoher Genauigkeit berechnen konnte.
Physische Daten des Systems OGLE-Tr-56b:
Umlaufzeit des Planeten: 1.21190 Tage
Sternmasse: 1.04 ± 0.05 M (Sonne)
Sternradius: 1.10 ± 0.10 R (Sonne)
Abstand Stern-Planet: 0.0225 AE = 3,4 Mio. km
Planetenmasse: 0.9 ± 0.3 M (Jupiter)
Planetenradius: 1.30 ± 0.15 R (Jupiter)
Planetendichte: 0.5 ± 0.3 g cm-3
Pressemitteilung des CfA
Ein Donut für die Milchstraße
Neuesten Untersuchungen zufolge ist unsere Milchstraße von einem Donut-förmigen Torus umgeben, der aus ca. 500 Millionen Sternen besteht. Sein Durchmesser beträgt 120.000 Lichtjahre und seine Dicke rund 10.000 Lichtjahre. Sein Ursprung ist am wahrscheinlichsten auf eine zur Entstehungszeit der Milchstraße existierende Zwerggalaxie zurück zu führen, die durch die Gravitationswirkung der Milchstraße zerteilt wurde. Der "Donut" könnte also auf ähnliche Weise wie die Saturnringe entstanden sein. Die Milchstraße selbst hat einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren und beinhaltet rund 100 Milliarden, also 200 Mal soviel Sterne wie der sie umgebende "Donut".
Kühlster Brauner Zwerg
Der bisher kühlste der bekannten Braunen Zwerge wurde in nur 19 Lichtjahren Entfernung von der Sonne entdeckt. Der "verhinderte Stern" ist im sichtbaren Licht praktisch unsichtbar, strahlt 500.000 Mal weniger Energie ab als die Sonne und hat an seiner Oberfläche eine Temperatur von nur 410°C, was in etwa der Hitze auf der Oberfläche der Venus entspricht.
Das entfernteste Objekt im Universum
Mithilfe des Sloan Digital Sky Survey wurde vor kurzem ein Quasar entdeckt, dessen Rotverschiebung den Rekordwert 6,4 aufweist. Nach den aktuellen Modellen entspricht das einer Entfernung von 13 Milliarden Lichtjahren, womit dieser Quasar das zurzeit entfernteste bekannte Objekt ist. Als das heute von uns beobachtete Licht von dem Quasar abgestrahlt wurde, hatte das Universum ein Alter von nur 800 Millionen Jahren. Damit ist dieses Objekt ein wichtiger Indikator für die Bedingungen im frühen Universum.
10. Jänner 2003/MR
Verein Kuffner-Sternwarte