Herkunft der Mars-Meteoriten
Seit etwa zwei Jahrzehnten haben Dynamik-Experten den Planetologen ein sehr knappes Bild von der Herkunft der Mars-Meteoriten gezeichnet. Sie vertraten die Meinung, dass einige Dutzend Meteoriten mit marsähnlicher Zusammensetzung aufgrund von Impakten durch asteroidengrosse Körper vom Roten Planeten weggeschleudert wurden und einige dieser Steine schliesslich ihren Weg zur Erde fanden.
Anfangs waren die Dynamik-Experten der Meinung, dass Gesteinsbrocken die vom Mars mit einer Beschleunigung von 5 km/sec weggesprengt werden, total zerstört wärden. Aber aus einer Serie von Einschlags-Modellen konnte gefolgert werden, dass wenn der Impaktor gross genug war um einen Krater mit 10 km Durchmesser entstehen zu lassen die Energie ausreicht, um Auswurfmaterial in den interplanetaren Raum zu schleudern.
Die zeitliche Abfolge schien plausibel, da die jüngsten Mars-Meteorite aus vulkanischem Basalt rund 180 Mio. Jahre alt sind und sich solch gewaltige Kollisionen nur etwa alle 200 Mio. Jahren ereignen. Ein solcher Impakt sollte einen relativ jung aussehenden 10 km grossen Krater auf der mit Lava bedeckten Ebene zurücklassen; aber offensichtlich gibt es keinen solchen. Ferner kann man anhand der bis jetzt gefundenen Mars-Meteorite davon ausgehen, dass es sechs verschiedene Einschläge gewesen sein mussten.
Zum Glück haben Computer-Simulationen nun ergeben, dass solch gewaltige Einschläge nicht nötig sind, um Marsgestein in den interplanetaren Raum zu schleudern. In der Novemberausgabe vom Journal Science Expressss vertreten drei Forscher die Meinung, dass auch ein Einschlag, der einen nur 3 km grossen Impakt-Krater erzeugt, genug Energie freisetzt, um Millionen von kleinen Mars-Steinen in den interplanetaren Raum zu schleudern. Solch relativ kleine Einschläge finden etwa alle 200 000 Jahre auf dem Mars statt und als Folge dessen könnten Gesteinsbrocken vom Roten Planeten einige Male pro Jahr auf die Erde plumpsen.
James N. Head Raytheon Missile Systems), der das Computer-Modell für seine Doktorarbeit entwickelte, versuchte ausserdem ein anderes Mars-Meteoriten-Dilemma zu lösen. Etwa die Hälfte der Marsoberfläche ist mehr als 4 Mrd. Jahre alt. Der Grossteil der Steine kristallisierte aber innerhalb einigen hundert Millionen Jahren. Head und seine Kollegen sind daher der Meinung, dass die Meteoriten ursprünglich in den Regolithschichten eingegraben waren oder von Felsbrocken zermalmt wurden, die die Planetenoberfläche bedecken.
Jüngere Regionen, wie die Lava-Ebenen, haben eine relativ dünne Trümmerschicht während die meisten uralten Terrains mit einer einige hundert Meter dicken Regolith-Schicht bedeckt sind, die bremsend auf die Auswurfgeschwindigkeit wirkt, so dass nur durch sehr grosse, aber selten vorkommende Einschläge Gestein in den Weltraum geschleudert wird und nur ein kleinwinziger Teil davon Äonen später auf der Erde landet.
Quelle:
http://skyandtelescope.com/printable/news/current/article_806.asp
30.11.2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte