Das Magnetfeld der Sonne schwankt
mit einer Periode von 100 000 Jahren
Mehr zur Sonne: Brennpunkt Sonne, 8.-16. Juni 2002, Kuffner-Sternwarte
Dank neuer Berechnungen von Geochemikern aus Dartmouth, sehen Forscher die Klimageschichte der Erde in einem neuen Licht. Mukul Sharma, Professor für Geowissenschaften untersuchte die gesamten derzeit zur Verfügung stehenden geophysikalischen Daten und entdeckte Bemerkenswertes: Die Aktivitäten im Magnetfeld der Sonne verändern sich im Zyklus von 100 000 Jahren; das ist eine wesentlich längere Zeitspanne als bis jetzt angenommen wurde. Und - die Sonnen-Aktivität könnte im Zusammenhang stehen mit dem 100 000-Jahr-Klimazyklus der Erde.
Die Untersuchungen helfen den Forschern die Klimaschwankungen aus der Vergangenheit besser zu verstehen und können damit auch für die Zukunft bessere Voraussagen zu treffen.
Die Studien von Mukul Sharma werden in Earth and Planetary Science Letters vom 10. Juni veröffentlicht und stützen sich auf die Schwankungen in der Produktionsrate von Beryllium 10, einem Isotop, das auf der Erde gefunden wurde und das entsteht, wenn energiereiche kosmische Strahlen auf die Erdatmosphäre treffen. Ferner stützt es sich auch auf Daten, die man aus früheren Veränderungen in der Intensität des Erdmagnetfeldes entdeckte. Anhand dieser Informationen kalkulierte Sharma die Schwankungen des solaren Magnetfeld in den letzten 200 000 Jahren und entdeckte gewissen Regelmäßigkeiten.
Aufzeichnungen über das Erdklima der letzten Jahr-Million ergaben, das es mit einem Zyklus von 100 000 Jahren zu Schwankungen zwischen relativ kalten und warmen Bedingungen auf der Erde kam. Sharmas Daten über die Aktivität des solaren Magnetfeldes korrespondiert mit den Eiszeiten der Erdgeschichte.
Aufgrund der Kalkulationen von Sharma sieht es so aus, dass bei stärkerem solaren Magnetfeld auf der Erde ein wärmeres Klima herrscht und umgekehrt, wenn das solare Magnetfeld schwächer ist, es dann zu einer Eiszeit kommt. Derzeit befinden wir uns in einer Zwischeneiszeit, die vor rund 11 000 Jahren begann. Also in einer Zeit höherer Sonnen-Aktivität.
Beryllium 10 ist für das Erforschen langer geologischer Zeiträume (hunderttausende von Jahren) sehr gut geeignet, da es eine Halbwertszeit von 1½ Millionen Jahren hat.
Es gibt zwei Faktoren welche die Produktion von Beryllium 10 in den letzten 200 000 Jahren beeinflussten: Das Erdmagnetfeld und die Sonnenaktivität. Bei einem starken solaren Magnetsturm, wenn mehr geladene Partikel in Wechselwirkung mit kosmischer Strahlung treten, wird weniger Beryllium 10 produziert. Ferner wird durch die kosmische Strahlung das Magnetfeld der Erde beeinflusst und es kommt zu Veränderungen innerhalb und außerhalb der Atmosphäre.
Seit die Produktionsrate von Beryllium 10 und deren Wechselwirkung mit dem Erdmagnet-Feld für die letzten 200 000 Jahren entdeckt wurde, ist eine Kalkulation über die Aktivität des solaren Magnetfeldes über eine längere Zeitspanne möglich. Allerdings räumt Sharma ein, dass noch mehr Untersuchungen nötig sind, um diese Theorie endgültig zu bestätigen.
7. Juni 2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte