Auseinanderbrechen eines Asteroiden vor relativ kurzer Zeit
Bruchstücke eines Asteroiden entdeckt, der erst vor kurzem (geologische gesehen) auseinanderbrach.
Planetologen war schon sei längerem bekannt, dass viele Asteroiden Bruchstücke von einst größeren Objekten sind. Nun gelang es Astronomen, die Herkunft einiger kleinerer Asteroiden zu bestimmen, deren Existenz auf einem Zusammenstoß basiert der vor nur 5,8 Millionen Jahren stattgefunden hat.
Nach den Forschungsergebnissen eines Teams unter der Leitung von David Nesvorný (Southwest Research Institut Boulder, Colorado) zerbrach ein 25 km großer Hauptgürtel-Asteroid aufgrund eines Zusammenstoßes mit einem wesentlich kleineren Körper, einem vermutlich nur 3 km großem Objekt. Der Zusammenstoß erfolgte mit einer Geschwindigkeit von ca 5 km pro Sekunde. Das Ergebnis sind 39 mehr oder weniger große Bruchstücke bzw. eine Gruppe von Asteroiden mit ähnlichen Umlaufbahnen: Größtes Fragment ist 832 Karin mit einem Durchmesser von 19 km.
Nesvorný und Kollegen beschreiben im Nature vom 13. Juni wie sie diese Asteroiden-Gruppe fanden: Aufgrund sorgfältiger Überprüfung zehntausender bekannter Asteroidenbahnen entdeckten sie 39 Objekte mit ähnlichen Bahnelementen. Auf einer gewöhnlichen Aufnahme zeigen diese 39 Objekte zwar keinerlei Haufenbildung, aber in einer dreidimensionalen grafischen Darstellung zeigen sich die Ähnlichkeiten der Bahnhalbachsen, Exzentrizitäten und Bahnneigungen dieser Objekte und damit auch die gemeinsame Abstammung. Beim Extrapolieren der langsamen Veränderungen in den Orbits dieser Objekte innerhalb der letzten 13 Umlaufbahnen entdeckte das Team, dass sie vor 5,8 ± 0,2 Millionen Jahren genau auf einer Linie waren. Offensichtlich war dies der Zeitpunkt, als der Mutterkörper durch Kollision auseinanderbrach.
Es sind noch einige andere Asteroiden-Familien bekannt, die vermutlich alle durch Kollisionen entstanden sind. Auch der Karin-Haufen ist Teil der viel größeren Koronis-Familie. Aber zum erstenmal konnte der Zeitpunkt eines Zusammenstoßes relativ genau datiert werden, weil die Kollision sich erst vor 5,8 Millionen Jahren ereignete. Die anderen Asteroiden-Familien sind viel älter und da läßt sich eine Spur zurück zum Konvergenzpunkt nicht verfolgen, da ihre Bahnen sich durch nachfolgende Kollisionen und Schwerkraftveränderungen schon zu sehr verändert haben.
Auf den Asteroiden des Karin-Haufens muß es große, noch junge Gebiete geben, da ihre Oberflächen erst 5,8 Millionen Jahre alt sind. Spektroskopische Studien dieser noch jungen Gebiete würden einen interessanten Einblick in das Innere eines Asteroiden geben und wären überdies ein guter Vergleich mit alten, durch Weltraumstrahlung verwitterte Oberflächen anderer Kleinplaneten.
27. Juni 2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte