Gruppenbildung innerhalb einer Asteroiden-Familie
In der Koronis-Familie, einer Asteroidenfamilie mit mehr als 200 Mitgliedern, wurden zwei Kategorien von Asteroiden entdeckt, die sich aufgrund ihrer Rotationseigenschaften unterscheiden.
Als Forscher mit der Untersuchung der Mitglieder dieser Asteroiden-Familie begannen, erwarteten sie sich, dass diese sehr unterschiedliche Rotationseigenschaften besitzen: Als Resultat ihrer chaotischen Geburt.
Die Experten sich heute einig, dass die Koronis-Familie durch die Kollision zweier grösserer Asteroiden entstanden ist. Das grösste Mitglied dieser Familie ist 208 Lacrimosa mit einem Durchmesser von 44 km. Die Familie ist aber benannt nach dem Asteroiden 158 Koronis (Ø 40 km), da Familien immer nach dem Mitglied mit der kleinsten Nummer benannt werden, wobei diese Numerierung in aller Regel nach dem Datum der Entdeckung erfolgt.
MIT Forscher Stephen Slivan untersuchte die Helligkeitsschwankungen von Koronis-Asteroiden, die sich aus deren unregelmässiger Gestalt ergeben: Wendet ein Asteroid seine Breitseite der Sonne zu, ist er heller als wenn seine schmale Seite von der Sonne beleuchtet wird. Die Zeit zwischen Maxima und Minima gibt unter anderem Aufschluss über deren Rotationsraten.
Slivan fand, dass sieben von zehn untersuchten Asteroiden aufgrund ihrer Rotationsperioden in zwei Gruppen eingeteilt werden können. Drei grössere Asteroiden haben eine Rotationsdauer von 14 Stunden, während vier kleinere Objekte nur eine Rotationsdauer von 8,5 Stunden haben. Wesentlich signifikanter und verwirrender ist aber, dass alle zehn untersuchten Asteroiden aufgrund der Ausrichtung ihrer Rotationsachsen in zwei Gruppen aufgeteilt werden können.
Bei den meisten Objekten im Sonnensystem sind die Rotationsachsen gegenüber der Bahnebene mehr oder weniger geneigt: Die Erde hat z.B. eine Neigung von 23,5º gegenüber der Ekliptik.
Slivan entdeckte, dass bei sechs von den zehn untersuchten Asteroiden die Rotationsachsen in eine Richtung zeigen, während die Rotationsachsen der restlichen vier Objekte in die verschiedensten Richtungen weisen. Wieso es innerhalb der Koronis-Familie ganze Schwärme von Asteroiden mit fast identen Rotationseigenschaften gibt, ist noch nicht restlos geklärt. Tatsache ist, dass diese " Spin-Cluster" existieren. Im Magazin Nature vom 5. September gibt es einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema.
Slivan äusserte die Vermutung, dass "Spin-Cluster" das Ergebnis von späteren Kollisionen sind. Sie könnten sozusagen die dritte Generation in dieser Asteroiden-Familie sein. Auf alle Fälle sind weitere Untersuchungen - auch an anderen Asteroiden-Familien nötig, um gültige Antworten zur Entstehung von Asteroiden-Familien zu bekommen.
Die Entstehung der Koronis-Familie ist noch voller Rätsel, vor allem die zeitliche Entwicklung einzelner Mitglieder. Zum Beispiel ist einer der grösseren Mitglieder dieser Familie, Ida (Ø 32,5 km), gespickt mit Kratern. Seine Oberfläche ist nach Meinung der Forscher sehr, sehr alt ist; vermutlich 3 Mrd. Jahre, während die Oberfläche von Idas Mond, Dactyl, nach Meinung vieler Forscher nicht älter als 100 000 Jahre ist.
20.9.2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte