Mit dem Stratosphären-Flieger auf der Suche nach legendären Asteroiden
Zur Zeit des herbstlichen Äquinoktiums (Tagundnachtgleiche) machten sich Forscher auf die Suche nach einer legendären Gruppe von Asteroiden, deren Umlaufbahnen sich innerhalb des Merkurorbits bewegen sollen.
Diese Region war schon im 19. Jahrhundert Gegenstand ausgedehnter Diskussionen, da sich die Drehung der Apsidenlinie (Periheldrehung) von Merkur nicht allein aufgrund des Gravitationsgesetzes erklären ließ, wohl aber durch die störende Wirkung eines Planeten innerhalb der Merkurbahn. Dieser imaginäre Planet wurde Vulkan getauft. Verschiedene Suchaktionen blieben allerdings erfolglos.
Jahrzehnte später konnte der Überschuss in der Drehung der Apsidenlinie durch die allgemeine Relativitätstheorie erklärt werden. Theoretische Modelle deuten jedoch darauf hin, dass einige hundert von Kleinkörpern (Æ etwa 30 km) zwischen Merkur und der Sonne ihre Bahn ziehen.
Die mögliche Existenz sonnennaher Asteroiden lässt den Forschern Alan Stern und Dan Durda vom South West Research Institute (SwRI) in Boulder, Colorada, keine Ruhe und so machen sie Jagd auf diese legendären Asteroiden. Sie stiegen um die Zeit des Herbstäquinoktiums mit einer F-18 bis in eine Höhe von 15 000 m um zahlreiche Aufnahmen von dieser Himmelsregion zu machen. Stern und Durda starteten ihren Stratosphärenflug knapp vor Tagesanbruch, weil da die Erde noch das Sonnenlicht abblockte. Außerdem wählten sie einen Termin möglichst nahe am Herbst-Äquinoktium, weil da die Position zwischen Erde und Sonne die besten Sichtbedingungen verspricht. Vulkanoide (falls es sie gibt) sind aufgrund ihrer geringen Größe und großen Sonnennähe so lichtschwach, dass sie nur unter idealen Bedingungen entdeckt werden können. In den nun folgenden Monaten werden die Forscher jede Menge von Aufnahmen sichten und die gewonnenen Daten auswerten, um der eventuellen Existenz sonnennaher Asteroiden auf die Spur zu kommen.
Rund um das Frühlings-Äquinoktium wurde von Stern und Durda eine ähnliche Suche gestartet; leider ohne Erfolg. Aber von der Herbst-Expedition erhoffen sich die Forscher mehr Erfolg, weil die Leistung der digitalen Kamera wesentlich verbessert wurde. Durch diese Verbesserungen können noch Objekte registriert werden, die fünfmal lichtschwächer sind, als dies vor Aufrüstung der Fall war sagt Alan Brown, ein Sprecher von NASA`s Dryden Flight Research Center in Kalifornien, dem Startplatz von F-18.
Die Kamera von SwRI, die in erster Linie für die Verwendung in Space Shuttles entwickelt wurde, ist so leistungsstark, dass sie noch Objekte registrieren kann, die 600mal lichtschwächer sind, als solche, die das unbewaffnete menschliche Auge gerade noch wahrnehmen kann. .
Wenn auch dieser Ausflug in 15 000 m Höhe keinen Erfolg bringt wollen Stern, Durda und Kollegen mit einem modifizierten Aufklärungsflugzeug noch höher steigen um nach den Vulkanoiden zu suchen. Die Forscher von SwRI hoffen, mit einer U-2 bis auf eine Höhe von 21 000 m zu kommen, wo der Himmel schon dunkler zu werden beginnt.
4.10.2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte