Geringeres Impakt-Risiko durch Killerasteroiden
Forscher haben mit Hilfe amerikanischer Militärsatelliten festgestellt, dass die Risken eines Impakts durch einen Killerasteroiden geringer sind, als bisher angenommen wurde.
Aufgrund von Beobachtungen, die über einen längeren Zeitraum durchgeführt wurden, konnte festgestellt werden, wie oft Objekte bestimmter Größe – die meisten von ihnen nicht größer als eine Erbse – in der Erdatmosphäre verglühen.
Die ermittelte Zählrate wurde dann als Grundlage für Berechnungen benutzt, die Peter Brown und Kollegen von der Universität West-Ontario anstellten. Die Forscher verwendeten eine High-Tech-Version der gleichen Methode und begannen dann zu extrapolieren. Ferner studierten sie Beobachtungsergebnisse von Überwachungs-Satelliten der US-Regierung, die nach potentiellen Atom-Explosionen rund um den Erdglobus Ausschau halten.
Das Ergebnis: In mehr als acht Jahren Beobachtungszeit wurden 300 Explosionen in der Erdatmosphäre durch kosmische Trümmer registriert, deren Größe zwischen der eines Fernsehers und einer Großwohnung lagen.
Objekte dieser Größe erreichen selten die Erdoberfläche; sie explodieren meist in der Atmosphäre und nur Splitter erreichen den Boden. Tonnenweise fallen täglich brennende Überreste kosmischer Trümmer zur Erde. Nach Meinung der Astronomen ist deren Zerstörungspotential nur gering, da die meisten über den Weltmeeren niedergehen (rund zwei Drittel der Erdoberfläche besteht aus Wasser) oder auf unbewohntes Gebiet fallen. Nur Satelliten, die von den US-Ministerien für Verteidigung und Energie eingesetzt werden, registrieren diese Ereignisse und Brown und Kollegen zeichneten die Energieleistung bzw. Energieproduktion auf um abzuschätzen, wie groß jedes dieser kosmischen Objekte war.
Die Forscher waren vor allem an Objekten interessiert, die in etwa die Größe eines Fußballfeldes hatten. Solch große Brocken explodieren zwar meist auch in der Atmosphäre, können aber eine Schockwelle auslösen, die, wenn sie sich über bewohntes Gebiet ereignete, Millionen Menschen töten würde.
Das letzte Ereignis dieser Art geschah1908 über der Tunguska in Sibirien. Ein Himmelskörper mit etwa 100 m Durchmesser explodierte in der Atmosphäre und löste eine Schockwelle aus, die 1200 km² Wald zerstörte. Menschenleben waren zum Glück keine zu beklagen, da dieses Gebiet unbewohnt ist.
Bis vor kurzem war man der Meinung, dass solche Ereignisse etwa alle hundert Jahre stattfinden.
Als Brown aber seine gewonnenen Daten extrapolierte von relativ kleinen Objekten bis hinauf zur Schätzung der Häufigkeit von Tunguska-Ereignissen, kam er zu dem Ergebnis, dass nur etwa einmal in 1000 Jahren ein solches Ereignis stattfindet.
Diese Analyse stimmt mit Studien, die sich dieser Frage aus anderer Richtung näherten, überein. Alan Harris vom Space Science Institut in Boulder, Co, verwendete zum Vergleich aktuelle „Stücklisten“ von Objekten mit Tunguska-Größe die im interplanetaren Raum entdeckt wurden, um deren Gesamtzahl abzuschätzen. Auch Harris kommt zum Ergebnis, dass Ereignisse wie das in der Tunguska nur einmal in 1000 Jahren vorkommen.
Anders jedoch als bei dem gut erforschten Meteorstrom der Leoniden, der leider bedingt durch Schlechtwetter über Österreich eher dürftig ausfiel, haben die Forscher derzeit noch nicht genug Daten bezüglich der Population großer Meteoride und Asteroide um mit Sicherheit das nächste Ereignis vorausberechnen zu können. Sie warnen davor, Statistiken und Wahrscheinlichkeiten in exakte Zeitpläne umzuwandeln. Theoretisch könnte schon morgen über einer Großstadt ein Asteroid explodieren oder aber es findet in den nächsten tausend Jahren überhaupt kein nennenswerter Impakt auf der Erde statt.
22. November 2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte