Vorbeiflug beim Asteroiden Annefrank
Die Raumsonde Stardust konnte durch den erfolgreichen Vorbeiflug an Annefrank alle Bordinstrumente testen, die für das Rendezvous mit dem Kometen Wild 2 relevant sind
Am 2. November fand der mit Spannung erwartete Fly by am Asteroiden 5535 Annefrank statt: Um 4:50 UT Zeit flog die Raumsonde Stardust in 3300 km Entfernung am Asteroiden vorbei. Die relative Geschwindigkeit betrug 7 km pro Sekunde. Über einen Zeitraum von 30 Minuten konnten die Bord-Kameras den Kleinplaneten visuell erfassen.
Obwohl sich in der Nähe des Asteroiden aller Wahrscheinlichkeit nach kein Staub befindet, sind die Instrumente an Bord der Raumsonde aktiviert worden, um sie für den späteren Einsatz am Kometen Wild 2 zu testen: Der Staubkollektor wurde geöffnet und der Staubpartikelzähler (von der Universität in Chikago) sowie das Massenspektrometer zur Untersuchung der Staubpartikel (entwickelt in Deutschland) wurden getestet.
Bilder und Imformationen von der Fly by Periode wurden von der Raumsonde zur Erde übertragen. Die Wissenschafter und Ingenieure von Stardust sind dabei die Daten zu analysieren, damit das Rendezvous mit dem Kometen Wild 2 zu einem vollen Erfolg wird.
Die Mission Stardust ist eine Mission im Rahmen des Discovery-Programms; das ist ein Sparprogramm, das in Zeiten schrumpfenden Budgets entwickelt wurde, um die wissenschaftliche Effizienz und den finanziellen Aufwand für Raumsonden zu optimieren.
Die Raumsonde Stardust startete im Feburar 1999 zu ihrer fünf Jahre dauernden Reise zum Kometen Wild 2. Nach dem Intermezzo mit dem Asteroiden Annefrank setzt die Sonde den Weg zu ihrem Hauptziel fort. Im Jänner 2004 wird die Sonde, wenn alles programmgemäß verläuft, die Gas- und Staubhülle des Kometen durchqueren und dabei Gas- und Staubpartikel mit dem Kollektor einfangen. Stardust wird sich dabei dem Kometen bis auf 100 km nähern und mit einer Relativgeschwindigkeit von 6 km pro Sekunde an ihm vorbeifliegen.
Im Jahr 2006 wird dann Stardust zur Erde zurückkehren und den Kollektor in einer 20 kg schweren und 70 cm großen Kapsel abwerfen. Mittels Fallschirmen wird die Kapsel auf einem ausgetrockneten Salzsee im US-Bundesstaat Utah niedergehen.
Mit Stardust soll erstmals Kometenmaterie zur Erde gebracht werden. Damit werden Forscher die Gelegenheit bekommen, eingefangene Kometenmaterie im Labor zu untersuchen und dadurch vielleicht Antworten auf fundamentale Fragen zum Ursprung unseres Sonnensystems bekommen.
Der Asteroid
5535 Annefrank wurde von Karl Reinmuth am 23. März 1942 in Heidelberg entdeckt. Der Asteroid hat einen Durchmesser von etwa 4 km und ein Umlaufzeit von 3,29 Jahren. Annefrank hat seine Umlaufbahn am inneren Rand des Asteroidengürtels und ist vermutlich (genaueres ist bis dato nicht bekannt) ein typischer Vertreter dieser Zone: Ein S-Typ-Asteroid (S = Silikat)
Der Komet
Wild 2 wurde von dem Schweizer Astronomen Paul Wild im Jahr 1978 entdeckt. Der Komet dürfte erstmalig 1974 in das innere Sonnensystem eingedrungen sein und ist daher noch relativ unverbraucht. Das macht ihn für die Wissenschaft besonders interessant, da durch die Analyse der Kometenmaterie durchaus Rückschlüsse auf die Entstehung unseres Sonnensystems gezogen werden können.
Komet Wild 2 hat derzeit eine Umlaufzeit von nur 6,4 Jahren.
7. November 2002/SP
Verein Kuffner-Sternwarte