Die Nächte werden immer heller
Die Milchstraße ist in großen Teilen Europas und der USA kaum noch zu sehen.
Durch groß angelegte Beobachtungen mittels Satelliten konnte festgestellt werden, in welchen Gebieten der Erde das meiste Licht in die Atmosphäre abgestrahlt wird
Mehr als zwei Drittel der US-Bürger, etwa die Hälfte der Menschen in Europa und ein Fünftel der Weltbevölkerung kann in ihren Lebensräumen die Milchstraße, dass diffuse neblige Band aus Milliarden von Sternen, dass besonders im Bereich der Sommersternbilder sehr gut mit bloßen Auge zu sehen wäre, nicht mehr wahrnehmen.
Schätzungsweise 99% aller Kontinentaleuropäer und Kontinental-US-Bürger und etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung haben noch niemals einen wirklich dunklen Himmel gesehen. Dies ergab eine Untersuchung, die in den monatlich erscheinenden Bulletins der Royal Astronomical Society publiziert wurde.
Astronomen beklagen schon seit Jahren die zunehmende Lichtverschmutzung, die in den städtischen und industriellen Gebieten immer mehr überhand nimmt. Jedes Denkmal, jedes einigermaßen interessante Gebäude wird jetzt schon angestrahlt. Aber auch im ländlichen Raum wird es immer schlimmer. Skipisten werden des Nachts beleuchtet und jede Dorfkirche erstrahlt im Lichterglanz. Neuerdings gibt es auch schon entlang von Autobahnen beleuchtete Reklametafeln.
Es gibt jetzt eine Studie, die "First World Atlas of Artificial Night Sky Brightness", die sich unter anderem erstmals mit den Zusammenhängen von Lichtverschmutzung und der Dichte der bewohnten Gebiete auseinandersetzt.
Satellitenbilder zeigen, dass viele Gebiete, die im sichtbaren Licht dunkel aussehen, unbewohnte oder dünn besiedelte Gebiete sind. Aber selbst diese Gebiete sind nicht wirklich dunkel, da in der Atmosphäre durch Wasserdampf und verschiedene Moleküle das Licht gebündelt und zur Erdoberfläche zurück reflektiert wird, so dass selbst für Menschen die nicht nahe an starken Lichtquellen wohnen, die Sicht auf den Sternenhimmel immer schlechter wird.
Die Studie wurde von Pierantonio Cinzano und Faio Falchi von der Universität in Padua in Kooperation mit Chris Elvidge von NOAA`s National Geophysical Data Center in Colorado durchgeführt und basiert auf Daten die in den Jahren 1996 und 1997 gesammelt wurden.
Es ist zweifellos in den letzten Jahren noch schlechter geworden, erklärte Cinzano in einer Pressemitteilung.
Der Verein Kuffner-Sternwarte hat in Kooperation mit dem Institut für Astronomie in Wien im Rahmen der ScienceWeek Austria ein einzigartiges Experiment gestartet:
Die Aktion "Wieviele Sterne sehen wir noch?"
Ziel der Aktion ist es, durch möglichst viele Beobachtungen in ganz Österreich einen Überblick über das Ausmaß der Lichtverschmutzung zu erhalten. Um ein vergleichbares Resultat zu bekommen, wird als Beobachtungsobjekt das Sternbild Kleiner Wagen empfohlen. Während die Uni-Padua Studie die Lichtverschmutzung aus Satellitenbeobachtungen der Lichtquellen (Städte) von oben errechnet wird bei "Wieviele Sterne sehen wir noch?" der Himmelszustand direkt von unten beobachtet.
Bitte helfen Sie durch
Ihre Beobachtungsmeldung
mit, das Ausmaß der Lichtverschmutzun zu bestimmen.
Aktueller Stand der Beobachtungen zur Lichtverschmutzung in Österreich
nach
"Wieviele Sterne sehen wir noch?"
Falsche Beleuchtung ist ja nicht nur eine Verschwendung von Energie, sondern stellt durch Blendung auch ein Sicherheitsrisiko dar. Darüber hinaus ist sie auch eine Bedrohung für die nachtaktiven Tiere.
Auf der Karte von Europa kann man gut den aufgehellten Himmel über der Nordsee erkennen. Verursacht wird dies durch Bohrinseln, auf denen in der Nordsee Erdöl gefördert wird.
Quelle: The night sky of the world,
Cinzano und Mitarbeiter, Univ.
Padua
18.8.2001/SP
Verein Kuffner-Sternwarte