Entstehende Planeten in gefährlicher Nachbarschaft
Es scheint, dass die wichtigsten Faktoren für entstehende Planetensysteme der Standort der protoplanetaren Scheibe ist. Nach Meinung von Henry Throop (Southwest Research Institute) und Kollegen, hat das Umfeld einer protoplanetaren Scheibe eine dramatische Wirkung auf die Art und Weise wie sich das Planetensystem formen wird.
Mit dem Hubble Space Telescope beobachtete Henry Throop im Orion-Nebel protoplanetare Scheiben unterschiedlicher Entwicklungsstufen. In der Gas- und Staubscheibe mit der Bezeichnung 114-426 wurden Staubkörner in der Größe von 5 Mikrons gefunden (1 Mikron =1/1000 mm) Zum Vergleich: Normaler Interstellarer Staub besteht aus Staubkörnern mit einer Größe von nur 0,1 bis 0,2 Mikron. Das offensichtliche Anwachsen der Staubkörner weist auf eine sehr frühe planetare Entwicklungsphase hin.
Der Orion-Nebel ist die Heimat von etwa zwei Dutzend Sternen vom 0-Typ. Sterne vom Spektraltyp 0 gehören zu den heißesten und hellsten Hauptreihensternen und mit 20 bis 50 Sonnenmassen auch zu den schwersten Sternen. Die gewaltige Strahlung dieser jungen, hellen Sterne bläst das Gas aus dem sich im frühen Bildungsstadium befindliche System. Ferner zerstört die intensive UV-Strahlung jedwedes Eis.
Nach Meinung von Throop und Kollegen wäre dann das Endergebnis ein höchst sonderbares Planetensystem. Da in der protoplanetaren Scheibe kein Gas und kein Eis mehr vorhanden ist, könnten sich keine jupiterähnlichen Planeten formen, keine Kuiper-Gürtel-Objekte und keine Kometen. Alles was übrig bliebe, wäre eine Gruppe atmosphäreloser steiniger Körper.
Nur mit etwas Glück, wenn sich die Scheibe sozusagen im "Windschatten" der stellaren Ausbrüche befindet, können sich Gasplaneten und normale planetare Körper formen.
Aber O-Sterne haben eine kurze Lebensspanne (ca. 100 Mio. Jahre) und planetare Scheiben könnten sich vielleicht auch nach der Sturm- und Drangperiode dieser heißen Sterne bilden.
29.4.2001/SP
Verein Kuffner-Sternwarte