Mehr erdnahe Asteroiden als angenommen!
Vor zwei Jahrzehnten hat - nach sorgfältiger Analyse der Kraterlandschaft auf dem Mond - der leider viel zu früh verstorbene Eugene Shoemaker die Zahl von 1 km großen erdnahen Asteroiden auf fast 2000 geschätzt.
Einige Teams von Astronomen versuchten heraus zu finden, wieviel von den potentiell gefährlichen Asteroiden es tatsächlich gibt. In letzter Zeit kam es zu einer wachsenden Übereinstimmung zwischen den Forschern, dass Shoemaker die Impakt-Gefahr überschätzte, weil durchgeführte Studien ergaben, dass die Anzahl erdnaher 1 km großer Asteroiden weniger als 1000 beträgt.
In der 23sten Ausgabe von Science wurde jetzt aber ein Artikel veröffentlicht, in dem die Population gefährlicher größerer Asteroiden auf nahezu 1250 geschätzt wird. Die höhere Zahl stammt von J. Scott Stuart (MIT Lincoln Laboratory), der die Entdeckungen, die mit dem LINEAR-Teleskop in Neu-Mexiko zwischen März 1998 und Februar 2001 gemacht wurden, analysierte. LINEAR hat in diesem Zeitraum ein Himmelsareal von 500 000 Quadratgrad nach Asteroiden abgesucht und 657 erdnahe und darüber hinaus mehr als 110 000 Hauptgürtelasteroiden entdeckt.
Computersimulationen, die Stuart zur Feststellung von Charakteristika in den Umlaufbahnen von NEA`s startete ergaben, dass viele dieser von LINEAR entdeckten NEA`s eine Bahnneigung von rund 23 Grad haben. Diese große Bahnneigung teilen sie mit hunderten von Objekten, die zur Phocaea- und Hungariafamilie gehören, die am inneren Rand des Asteroidengürtels beheimatet sind und durch Kirkwoodlücken vom Hauptgürtel getrennt ihre Bahn ziehen. Ferner ergaben Berechnungen mit Hilfe des Computers, dass die Population größer als erwartet ist.
Weil mit LINEAR mehr NEA`s als mit jedem anderen Suchprogramm entdeckt werden, sind Asteroidenforscher geneigt, sich der Meiniung von Stuart anzuschließen. Alan W. Harris vom JPL findet den neuen, höheren Wert plausibel. Nicht zuletzt deswegen, weil NEA`s laufend und mit immer größerer Geschwindigkeit entdeckt werden.
Im Jahr 1992 wurde ein von der NASA gesponsertes Projekt ins Leben gerufen, dessen Ziel es war, 90 % aller erdnahen größeren Asteroiden zu erfassen. Nach einem relativ langsamen Start ist jetzt die Zahl der registrierten, relativ großen erdnahen Asteroiden auf 550 angewachsen. Die gesamte Population ist sicher weit größer als tausend meint Stuart; aber die meisten warten noch darauf entdeckt zu werden. Bis LINEAR die 90%-Marke erreicht, könnten allerdings noch einige Jahre ins Land ziehen.
Quelle: http://www.skypub.com/news/news.shtml
26. November 2001/SP
Verein Kuffner-Sternwarte