Das VLT entdeckt Galaxien des frühen Universums
Eine Gruppe europäischer Astronomen hat mit Hilfe des Very Large Telescopes (VLT) auf dem Paranal den bis dato tiefsten Blick in das Universum getan, der je mit einem optischen Teleskop gemacht wurde.
Die Beobachtungen wurden im nahen Infrarot durchgeführt und sind Teil eines Projektes das sich zum Ziel gesetzt hat weit entfernte Galaxien aufzufinden, die sich bisher der Entdeckung im visuellen Bereich entzogen haben. Die ersten Ergebnisse sind recht erfolgversprechend, da in sehr großen Entfernungen Ansammlungen von Galaxien entdeckt wurden. Nach den derzeit geltenden Theorien schlossen sich mehr als 80% aller je entstandenen Sterne in den letzten 7 bis 8 Millarden Jahren zu Galaxien zusammen. (Das wäre die halbe Lebenszeit unseres Universums, die derzeit auf etwa 15 Mrd. geschätzt wird).
In letzter Zeit wird die Richtigkeit dieser Theorien jedoch angezweifelt. Es gibt nun Hinweise, daß eine bedeutende Anzahl dieser Galaxien entstanden ist als unser Universum erst 20% seines heutigen Alters hatte; also etwa drei Mrd. Jahre nach dem Urknall, Galaxien die aber bis jetzt mit optischen Teleskopen noch nicht entdeckt wurde.
In einigen Fällen können wir sie nicht sehen, weil ihr Licht durch Interstellarem Staub verdeckt wird. Andere, weit entfernte Galaxien sind mit optischen Geräten bis jetzt nicht entdeckt worden, weil die Sternentstehung in ihnen aufgehört hat und sie ihr Licht nur im roten und im infraroten Bereich aussenden. Junge Milchstraßensysteme enthalten hauptsächlich heiße, blaue Sterne, während in alten kühle, rote Sterne dominieren.
Mit der Infrared Spectrometer And Array Camera (ISAAC), die am ANTU, dem ersten von den vier VLT-Unit Teleskopen montiert ist, wird gegenwärtig ein wissenschaftliches Programm durchgeführt, das langbelichtete Aufnahmen im nahen Infrarot auswertet. Die ersten Analysen ergaben, daß sich bereits Galaxien bildeten als das Universum erst 4 Mrd. Jahre alt war. Diese Information ist sehr wichtig für unser Verständnis, wie die Materie im frühen Universum kondensierte und die ersten Sterne und Galaxien entstanden sind. In unserer näheren kosmischen Umgebung sind Galaxien in Gruppen und Haufen zu erkennen. Wir wissen aber wenig über die Galaxienverteilung im frühen Universum. Mit ISAAC kann man tiefer als je zuvor in das Weltall blicken und bisher unbekannte Galaxien entdecken, die nicht einmal auf der berühmten "Deep Field-Aufnahme" des Hubble Space Telescope zu sehen sind.
Das ist ein Komposit-Farbbild desselben Areals. Es ist eine Kombination zweier Bilder vom ANTU/ISAAC und zweier Aufnahmen vom SUSI 2 im optischen Bereich vom New Technology Teleskcope (NTT) auf La Silla. Bemerkenswert ist die hohe Dichte roter Galaxien, die vor allem im rechten, oberen Teil des Bildes zu sehen sind.
12.8.2000/SP
Verein Kuffner-Sternwarte