Ein neues kosmisches Entfernungsmaß
Eines der ältesten und heikelsten Probleme in der Astronomie ist das messen von Entfernungen kosmischer Objekte. Mit dem Röntgenobservatorium CHANDRA ist es einem Team von Wissenschaftern gelungen, eine neue Art der Entfernungsbestimmung zu finden.
Die Wissenschafter haben die Schwankungen im Licht der 30 000 Lichtjahre entfernten Röntgenquelle Cygnus X-3 gemessen. Sie untersuchten die Verzögerungen und Verwischungen die durch die interstellaren Gas- und Staubwolken entstehen, die das Licht dieser Röntgenquelle auf ihrem Weg zu uns durchqueren muß.
CHANDRA eröffnet uns damit eine neue Welt, meint Peter Predehl vom Max-Planck Institut in Garching bei München. Predehl ist der federführende Autor eines Artikels über diese neue Art der Entfernungsbestimmung, die im wissenschaftlichen Journal Astronomy and Astrophysiks veröffentlicht wurde.
Diese neue Methode der Entfernungsbestimmung basiert auf der Streuung von Röntgenstrahlen, deren Licht durch interstellaren Gas- und Staubwolken verzögert wird. Der Staub produziert einen Halo, ähnlich wie ein Halo bei einem Verkehrslicht in einer nebeligen Nacht.
Wenn das Licht von rot zu grün wechselt wird der Halo rund um die Lichtquelle etwas verzögert sagt Predehl. Bei einer Verkehrsampel wäre die Wegstrecke bis zu unserem Auge zu kurz um gemessen werden zu können. Die Verzögerung beträgt da nur einige Milliardstel Sekunden. Aber bei einer Lichtquelle die 30.000 Lichtjahre entfernt ist macht die Verzögerung schon 15 Minuten aus, und das kann recht gut gemessen werden. Mit dem exzellenten Auflösungsvermögen von CHANDRA können die Forscher zwischen dem Licht das 30 000 Lichtjahre unterwegs ist und dem anderen Licht das einige Minuten länger braucht unterscheiden. Die Idee einer solchen Entfernungsbestimmung hatten Forscher ja schon vor 27 Jahren aber es fehlte ihnen das richtige "Werkzeug" um diese zu verwirklichen.
Cygnus X-3 ist eine Röntgenquelle im Sternbild Schwan die bereits 1966 entdeckt wurde. Es handelt sich um ein enges Doppelsternsystem mit einer gemeinsamen Gashülle und einer Umlaufperiode von 4,8 Stunden.
7.5.2000/SP
Verein Kuffner-Sternwarte