Tod eines Kometen
Linear S4 der hellste Komet des Jahres 2000 hat sein Leben beendet. Beobachtungen die letzte Woche auf Gran Canaria gemacht wurden bestätigen dies. Mark Kidger vom Institut für Astrofotografie auf Gran Canaria hat als erster den abrupten Wechsel in der Helligkeit des Kometenkerns beobachtet. Der Kern des Kometen zog sich immer mehr in die Länge und seine Helligkeit sank dramatisch. In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli sah der Komet schon wie ein länglicher Wassertropfen aus und seine Helligkeit war im Verlauf von zwei Nächten um den Faktor drei gesunken.
Am 25. Juli geschah Merkwürdiges mit dem Kometen:
Die zentrale Verdickung zog sich immer mehr in die Länge und die Flächenhelligkeit des Kometenkerns verringerte sich permanent. Am 27. Juli war kein Nachweis einer zentralen Verdickung mehr vorhanden; der Komet schien sich langsam aufzulösen. Es gibt jedenfalls keinen Hinweis dafür, daß Komet Linear S4 in mehrere Teile zerbrochen wäre, so wie es mit Shoemaker Levy 9 im Jahr 1993 geschah.
Die Expansionsgeschwindigkeit bei der Auflösung des Komentenkerns betrug 40 m/s. Das bedeutet, daß es feste Teilchen waren die expandierten und kein Gas. Der Gasschweif war zwischen dem 23.und 24. Juli so gut wie nicht mehr vorhanden. In der Folge bildete sich aber wieder ein Gasschweif aus, der von der stärksten Konzentration der Kometenwolke ausging.
Mit Hilfe des Hubble Space Telescope gelang es das Schicksal des Kometen Linear S4 weiter zu verfolgen. Die anfängliche Annahme der Komet hätte sich explosionsartig völlig aufgelöst erwies sich als falsch. Auf der Aufnahme des HST ist deutlich eine kleine Gruppe von "Mini-Kometen" als Rest des ursprünglichen Kerns zu erkennen. Dies unterstützt, zumindest für diesen Kometen, die Theorie, daß es sich bei Kometemkernen nicht um feste, kompakte Körper handelt, sondern, daß diese durch einen Zusammenschluß kleiner, eisiger "Kometesimale" gebildet werden.
Das rechte, untere Bild wurde am 5.August 2000 mit der Wide Field Planetary Camera des Hubble Space Telescope 2 aufgenommen. Deutlich sind die einzelnen, kleineren Überreste des ursprünglichen Kometenkerns zu erkennen, die als "Minikometen" auch einen eigenen Schweif ausgebildet haben. Da diese auf der erdgebundenen Aufnahme links oben nicht zu erkennen waren vermuteten die Astronomen, daß sich der Kometenkern explosionsartig aufgelöst hätte.
Aufnahmen die mit erdgebundenen Teleskopen gemacht wurden zeigten, nach der vermuteten Auflösung des Kometen, zunächst lediglich eine diffuse, längliche Wolke
die keinerlei Kernstruktur mehr erkennen ließen. Daher vermuteten die Astronomen anfänglich, daß die eisigen Bestandteile des Kerns zur Gänze verdampft seien. Erst die Detailschärfe der HST-Aufnahmen bewies das Gegenteil, ein Ergebnis, daß
sich auch von der Erde bestätigen lies, wie dieses mit dem VLT der ESO am 6.August 2000 gewonnene Bild beweist.
Aufnahme der Überreste des Kometen Linear S4 vom 6.August 2000, gewonnen mit dem VLT der ESO.
6.8.2000/Susanne Plank/Alexander Schneider
Verein Kuffner-Sternwarte