Ein hantelförmiger Asteroid
Im November 1999 hatte der Hauptgürtel-Asteroid Kleopatra eine sehr günstige Oppositon zur Sonne und wurde dabei 9,6 mag hell. Erst im Jahr 2013 wird er wieder eine gleichwertige Helligkeit erreichen. Kleopatra war zu diesem Zeitpunkt nur 171 Mio. km von der Erde entfernt. Diese günstige Gelegenheit wurde von Steven J. Ostro und seinen Kollegen vom JPL genutzt, um mit Hilfe des 305 m großen Radiospiegels des Arecibo-Observatoriums ein Radarbild von Kleopatra zu erstellen.
Es wird schon seit langem vermutet, daß Kleopatra ein bizarres Objekt ist. Die Auswertung der Radarechos wurde sehr sorgfältig von R. Scott Hudson, einem Team-Mitglied von Ostro, durchgeführt. Die hantelförmigen Verdickungen an beiden Enden des Asteroiden sind eindeutig aus den Daten abzulesen. Eine kleine Unsicherheit besteht über den Mittelteil. Es wäre möglich, daß der Asteroid auseinandergebrochen ist und die beiden Hälften einander in einem sehr engen Orbit umkreisen. Steven J. Ostro hält das aber für unwahrscheinlich.
Frühere spektroskopische Untersuchungen lassen darauf schließen, daß Kleopatra hauptsächlich aus Metallen besteht oder aus einer Mischung von Metall mit dem Silikatmaterial Enstatit. (Eine Gruppe der Chondrite).
Kleopatra ist wahrscheinlich Teil eines größeren Objektes, dessen Differentiation schon vollzogen war, als der Ursprungskörper durch eine Kollision mit einem anderen Asteroiden in mehrere Teile zerbrach. Der metallische Kern des einstigen Mutterkörpers wurde bei dieser Kollision enorm erhitzt und in seine jetzige Struktur geschmolzen. Dann kühlt er ab.
Kleopatra wurde von dem österreichischen Astronomen Johann Palisa am 10. April 1880 an der Sternwarte des hydrographischen Amtes in Pola entdeckt. (Pola war von 1850 bis 1918 ein Kriegshafen der österr. ung. Monarchie). Umlaufzeit: 4,6 Jahre; Typ: M (metallische Zusammensetzung); Albedo: 0,08; Rotationsperiode: 5,4 Stunden.
14.5.2000/SP
Verein Kuffner-Sternwarte