Kuipergürtel-Objekte: Überreste einer Kollision?
Planetologen vom Southwest Research Institute (SwRI) vermuten, daß einige der Kuipergürtel-Objekte (KGO) Überreste einer gigantischen Kollision sind, die zur Entstehung des Systems Pluto-Charon führte. Das SwRI ist eine unabhängige, nicht auf Gewinn ausgerichtete Forschungs- und Entwicklungs-Organisation. Sie besteht aus 2700 Mitarbeitern und hat ein jährliches Forschungs-Budget von 304 Millionen US-Dollar.
Pluto-Charon, der einzige bekannte Doppelplanet in unserem Sonnensystem, ist rund 40 mal weiter von der Sonne entfernt als unsere Erde. Der Doppelplanet ist eingebettet in den sogenannten Kuiper-Gürtel, der unser Planetensystem umgibt. Er ist die Heimat zahlreicher Kometenkerne, kleiner Eiswelten und Gesteinsbrocken. Der KG erstreckt sich von 30 AE bis etwa 1000 AE Sonnenabstand.
Astronomen vermuten schon seit längerer Zeit, daß Pluto und sein Begleiter Charon durch eine gewaltige Kollision entstanden sind, die sich vor Jahrmilliarden zwischen dem Proto-Pluto und einem anderen Kuiper-Gürtel-Objekt ereignet hat. Anhaltspunkte für die Kollision liefert die orbitale Konfiguration, die relative Masse und der Drehimpuls im Pluto-Charon System.
Die SwRI Astronomen Alan Stern, Robin Canup und Daniel Durda haben Hinweise gefunden, daß einige KGO in Plutos Nähe Überreste einer Kollision sind, die aller Wahrscheinlichkeit nach zur Entstehung von Pluto und Charon führte. Ihre Ergebnisse präsentierten sie am Dienstag, dem 12. Oktober während eines Meetings der American Astronomical Society (AAS) in Padua, Italien.
Den Beweis für diese Theorie fand das SwRI-Team durch die Untersuchung einiger Plutinos. Plutinos sind KGO, die so wie Pluto eine 2:3 Bewegungs-Resonanz mit Neptun haben. Das heißt, sie vollenden zwei Orbits um die Sonne, während Neptun in derselben Zeit dreimal die Sonne umkreist. Die Farben von Pluto und einiger KGO sind sehr ähnlich, während andere KGO in ihrer Beschaffenheit Charon gleichen. Weiters kann man aus der Ähnlichkeit der Bahnelemente auf eine gleiche Abstammung schließen. Laboruntersuchungen bestätigen diese Theorie. Zukünftige Untersuchungen sollen diese neue Hypothese einer existierenden "Pluto-Familie" erhärten.
Im Asteroidengürtel gibt es Vergleichbares: Der japanische Astronom Hirayama erkannte bereits um 1920 Ähnlichkeiten unter den Bahnelementen zahlreicher Kleinplaneten und gruppierte diese zu Familien, deren Mitglieder wahrscheinlich durch Zusammenstöße größerer Brocken entstanden waren.
17.10.1999/SP
Verein Kuffner-Sternwarte