Leichtgewichtiger Asteroid mit Mond
Die Entdeckung eines kleinen Mondes bei einem Hauptgürtel-Asteroiden durch ein erdgebundenes Teleskop war vor einem knappen Jahr eine kleine Sensation. Der Mond wurde auf Infrarotaufnahmen entdeckt, die vom Asteroiden Eugenia Ende 1998 mit dem Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT) auf dem Mauna Kea gemacht wurden.
Der Mond hat einen Durchmesser von 13 km und umkreist Eugenia in fünf Tagen in einer Entfernung von 1190 km. Eugenias Mond erhielt die vorläufige Bezeichnung S/1998 (45). Er ist erst der zweite Mond der um einen Asteroiden entdeckt wurde. Die erste Entdeckung stammt von der Raumsonde Galileo. Auf ihrem Weg zum Jupiter hatte sie 1993 einen nahen Vorbeiflug am Asteroiden Ida und entdeckte dessen Mond Dactyl.
Das interessante an der Entdeckung des Mondes ist, daß man mit seiner Hilfe aufgrund des dritten Keplerschen Gesetzes die Masse und Dichte des Asteroiden bestimmen konnte. Wenn man die Masse des Asteroiden mit seinem Durchmesser von 215 km vergleicht, kommt man auf eine Dichte von nur 1,2 Gramm pro cm³. Von einem Asteroiden erwartet man sich aber eine Dichte von ca. 3 Gramm cm³.
Dafür kann es zwei Erklärungen geben: Entweder besteht Eugenia aus sehr porösem Gestein oder hauptsächlich aus Wassereis. Diese beiden Möglichkeiten zeigen, daß kleine Planeten von sehr unterschiedlicher Herkunft sein können. Wenn sie nur aus Geröll bestehen, kann man erahnen wie stark die Zusammenstöße im Asteroidengürtel sind und wenn sie vorwiegend aus Eis bestehen - bedeckt mit einer dicken Schicht aus dunklem Staub - sind sie Überreste von ausgebrannten Kometen. Dies wird in Zukunft unser Verständnis über die Zusammenhänge zwischen Kometen und Asteroiden erweitern.
Die Entdeckung von Eugenias Mond ist der erste sichtbare Erfolg eines Projektes dessen Ziel es ist, bei rund 200 Asteroiden nach Begleitern zu suchen. Eine adaptive Optik am CFHT soll die Verzerrungen die unsere Atmosphäre verursacht eliminieren und gestochen scharfe Bilder liefern, damit die winzigen, lichtschwachen Monde getrennt von "ihren" Asteroiden fotografiert werden können.
Wenn im Rahmen dieses Projektes mehr Monde bei Asteroiden entdeckt werden, würde dies das Verständnis über die Entstehung von Asteroiden revolutionieren. Durch die Berechnung der Dichte dieser kleinen Körper des Sonnensystems kann man Erkenntnisse gewinnen, die sonst nur mit Raumsonden zu erzielen wären.
24.10.1999/SP
Verein Kuffner-Sternwarte