Centauren - die Exoten in unserem Sonnensystem
Mit dem Objekt 1998 SG35 hat sich die Gruppe der bislang entdeckten Centauren auf neun
erhöht. Die Namensgebung für diese Objekte kommt nicht von ungefähr.
Die Centauren waren in der griechischen Mythologie Fabelwesen mit Pferdekörpern
und -läufen, aber dem Kopf und den Armen eines Menschen; also halb Mensch und
halb Pferd. Auch die himmlischen Centauren sind nicht eindeutig einer "Rasse"
zuzuordnen. Centauren sind unregelmäßig geformte steinige Körper
(so wie Asteroiden) um die sich eventuell, so wie bei Chiron, eine Koma bilden kann
(wie bei einem Kometen). Die läßt auf das Vorhandensein gefrorener Gase
schließen. Ihre stark exzentrischen Bahnen erstrecken sich weit außerhalb
des Asteroidengürtels, hauptsächlich zwischen Jupiter und Neptun. Sie
stammen wahrscheinlich aus dem Kuiper-Gürtel und sind durch Bahnstörungen,
hervorgerufen durch die großen Planeten, auf diese Orbits gezwungen worden.
Manche kreuzen zwar die Bahn Jupiters, kommen aber der Sonne nie näher als der
Riesenplanet. Diese Objekte bekamen, soweit sie schon getauft wurden, auch die Namen
von Centauren aus der griechischen Mythologie.
- 2060 Chiron (Prov. Bezeichnung 1977 UB)
- Chiron wurde 1977 von Charles Kowal am Mount Palomar entdeckt. Durch
Infrarot-Beobachtungen konnte nachgewiesen werden, daß er eine
mäßig dunkle, steinige oder staubige Oberfläche hat und
annähernd Kugelgestalt besitzt. Weil im Jahre 1988 eine Koma um Chiron
entdeckt wurde, bekam er die zusätzliche Bezeichnung 95P/Chiron.
Umlaufzeit: | 50,27 Jahre | Perihel: | 8,450 AE |
Absolute Helligkeit: | 6,5 mag | Aphel: | 18,790 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 330,3 km |
Datum der Entdeckung: | 18. Okt. 1977 |
533 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 5145 Pholus (Prov. Bezeichnung 1992 AD)
- Es vergingen an die fünfzehn Jahre bis das zweite Objekt mit einer
ähnlichen Bahn wie Chiron entdeckt wurde. Pholus wurde mit dem
Spacewatch-Programm auf dem Kitt Peak entdeckt. Er scheint röter zu sein
als irgendein Kleinplanet oder Komet. Im Nahen Infrarot ist Pholus mehr als
dreimal so hell als im visuellen Bereich. Es wird vermutet, daß dies auf
organische Verbindungen auf seiner Oberfläche zurückgeht.
Umlaufzeit: | 90,91 Jahre | Perihel: | 8,658 AE |
Absolute Helligkeit: | 7,0 mag | Aphel: | 31,777 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 262,4 km |
Datum der Entdeckung: | 9. Jän. 1992 |
220 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 7066 Nessus (Prov. Bezeichnung 1993 HA2)
- Nessus wurde ein Jahr nach Pholus entdeckt. Mit Einführung des
Spacewatch-Programms wurde es offensichtlich einfacher, solche Objekte zu
finden.
Umlaufzeit: | 121,24 Jahre | Perihel: | 11,815 AE |
Absolute Helligkeit: | 9,6 mag | Aphel: | 37,177 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 79,2 km |
Datum der Entdeckunng: | 26. April 1993 |
83 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 8405 (Prov. Bezeichnung 1995 GO)
- 1995 GO hat es bis jetzt nur zu einer Nummer in der offiziellen Liste der
IAU gebracht. Auch der Centaur 8405 wurde im Rahmen des Spacewatch-Programms auf
dem Kitt Peak entdeckt.
Umlaufzeit: | 76,43 Jahre | Perihel: | 6,834 AE |
Absolute Helligkeit: | 9,0 mag | Aphel: | 29,190 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 104 km |
Datum der Entdeckung: | 5. April 1995 |
113 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 1994 TA
- Dieses Objekt wurde von J.Chen und David Jewitt entdeckt. 1994 TA hat den Weg
in die offizielle Liste der IAU bis jetzt noch nicht geschafft, so wie auch der
Rest der Centauren.
Umlaufzeit: | 69,21 Jahre | Perihel: | 11,758 AE |
Absolute Helligkeit: | 11,5 mag | Aphel: 21,959 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 34,9 km |
Datum der Entdeckung: | 2. Okt.1994 |
21 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 1995 DW2
- Die Entdecker von 1995 DW2 sind David Jewitt und Jane Luu. 1995 DW2 hat die
größte Umlaufzeit aller bis jetzt entdeckten Centauren.
Umlaufzeit: | 124,07 Jahre | Perihel: | 18,857 AE |
Absolute Helligkeit: | 8,0 mag | Aphel: | 30,901 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 78,9 km |
Datum der Entdeckung: | 27. Feb.1995 |
68 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 1997 CU26
- Der im Zuge des Spacewatch-Programms entdeckte 1997 CU26 hat den
größten Durchmesser aller Centauren. Seine Bahn verläuft auch
nicht ganz so exzentrisch, wie die seiner "Kollegen".
Umlaufzeit: | 63,01 Jahre | Perihel: | 13,069 AE |
Absolute Helligkeit: | 6,3 mag | Aphel: | 18,386 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 374,1 km |
Datum der Entdeckung: | 15. Feb.1997 |
191 Beobachtungen wurden zur Bahnbestimmung benutzt.
- 1998 QM107
- R.J. Whiteley ist der Entdecker von 1998 QM107. Dieser Centaur kommt selbst
im Perihel seiner Bahn der Sonne nie näher als 17 AE. (Nur 1995 DW2 ist mit
einem Perihel von 18,8 AE noch weiter von der Sonne entfernt).
Absolute Helligkeit: | 10,6 mag | Perihel: | 17,321 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 50 km | Aphel: | 22,933 AE |
Datum der Entdeckung: | 21. Aug. 1998 |
- 1998 SG35
- Der neunte Centaur wurde erst im September 1998 von Spacewatch entdeckt.
1998 SG35 kommt im Perihel seiner Bahn der Sonne näher als jeder seiner
"Kollegen".
Absolute Helligkeit: | 11,2 mag | Perihel: | 5,846 AE |
Geschätzter Durchmesser: | 40 km | Aphel: | 10,885 AE |
Datum der Entdeckung: | 19. Sept. 1998 |