Erstmals Rotationsperiode eines Kuiper-Gürtel Objektes gemessen
Vom 2. bis 5. November 1998 fand im ESO-Hauptquartier in Garching ein Workshop unter dem Motto "Kleine Körper im Äußeren Sonnensystem" statt. In diesen vier Tagen trafen sich rund 50 Fachleute aus aller Welt, um die neuesten Beobachtungsergebnisse zu diskutieren.
Einer der Höhepunkte des Workshops war die Präsentation einer detaillierten Beschreibung des Objektes 1996 TO66. Das im Oktober 1996 von Jane Luu und David Jewitt, Universität von Hawaii, entdeckte Kuiper-Gürtel-Objekt ist mit seinen 21,2 mag eines der hellsten Transneptunian-Objekte. Das Wort "hell" ist in diesem Zusammenhang ziemlich irreführund, da dieses Objekt rund 1,5 millionenmal schwächer leuchtet alt der schwächste Stern, der visuell zu sehen ist. (Scheinbare Helligkeit).
Eine Gruppe europäischer Astronomen hat mit dem New Technology Telescope (NTT) auf La Silla sechs Nächte lang im August und Oktober 1997 das Objekt 1996 TO66 beobachtet. Die Distanz des Objektes betrug ungefähr 45 AE. Während dieser Beobachtungsnächte wurden über 50 Aufnahmen mit verschiedenen optischen Filtern gemacht und die Helligkeit des Objektes mit großer Sorgfalt gemessen. Die erhaltene "Lichtkurve" läßt erkennen, daß sich 1996 TO66 in etwas mehr als sechs Stunden um die eigene Achse dreht. Damit ist es erstmals gelungen, die Rotationsperiode eines Kuiper-Gürtel-Objektes zu bestimmen.
Die Durchschnitts-Helligkeit von 1996 TO66 läßt auf einen Durchmesser von 600 km schließen. Damit ist es das größte bis jetzt entdeckte Kuiper-Gürtel-Objekt. Ferner ist aus Variationen in der Lichtkurve ersichtlich, daß dieses Transneptunian-Objekt eine längliche Form besitzt und die Oberfläche aus dunklen und hellen Regionen besteht. Das Objekt 1996 TO66 ist ein relativ großer Körper, dessen Rotationsperiode sich in den letzten 4,5 Miard.Jahren wohl kaum geändert hat. Da es ohnehin nur sehr wenig Informationen über das Äußere Sonnensystem gibt, ist dies ein weiteres Mosaiksteinchen zu dessen Erforschung. Der Kleinplanet 2060 Chiron, dessen Orbit zwischen Saturn und Uranus verläuft, kam wahrscheinlich ursprünglich aus dem Kuipergürtel. Seine Rotationsperiode liegt auch bei 6 Stunden.
Über die physikalische Natur dieser Himmelskörper ist nur sehr wenig bekannt. Sie sind soweit entfernt und so lichtschwach, daß selbst große Teleskope an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen. Vielleicht können in einigen Jahren Beobachtungen mit dem Very Large Teleskop (wenn alle vier 8,2m Spiegelteleskope zum Einsatz kommen) mehr Informationen über diese fernen Objekte liefern.
1998/Susanne Plank
Verein Kuffner-Sternwarte