Königliches Observatorium von Greenwich geschlossen
Das Königliche Observatorium von Greenwich schloß am 31.10.1998 für immer seine Pforten. Damit ist einer der traditionsreichsten und bekanntesten Sternwarten der Welt nur mehr ein Teil der Astronomischen Geschichte.
Im 17. Jahrhundert bestand eines der größten Probleme bei der Navigation auf hoher See darin, den aktuellen Längengrad zu bestimmen. Im Dezember 1674 setzte König Charles II eine Kommission ein, die sich dieses Problems annehmen sollte. Diese Kommission suchte den Rat des Astronomen John Flamsteed, der auf einige Schwierigkeiten in der Praxis hinwies. Der König übertrug ihm die Aufgabe diese Probleme zu lösen. So wurde die Sternwarte von Greenwich im Jahre 1675 auf Anregung von John Flamsteed errichtet. Die architektonische Leitung hatte Christopher Wren.
Das Observatorium diente damals in erste Linie dem Zwecke exakter astronomischer Berechnungen für die Navigation auf hoher See. Flamsteed wurde deren erster Direkter und vom König zum "Astronomer Royal" ernannt (Diesen Titel führten bis 1972 alle Direktoren des Observatoriums von Greenwich). Im Jahre 1884 wurde der durch die Sternwarte von Greenwich gehende Meridian als Nullmeridian für die gesamte Erde festgelegt.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts verschlechterte sich durch die Nähe der Großstadt London die Beobachtungssituation so sehr, daß das Observatorium nach dem 2. Weltkrieg nach Hestmonceux verlegt wurde. Im Jahre 1990 wurde dann die Zentrale nach Cambridge verlegt und die großen Teleskope wurden an das Roque de los Muchachos-Observatorium auf die Kanaren-Insel La Palma gebracht. Das größte der Teleskope ist das William Herschel Teleskop mit einem Durchmesser von 4,2 m. Es kann von Großbritannien aus ferngesteuert werden.
Der Schwerpunkt der astronomischen Tätigkeit lag in den letzten Jahrzehnten in der Astrophysik. Aber 1997 entschloß sich Großbritanniens Institut für Astrophysik und Astronomische Forschungstätigkeit, die Verwaltung der Teleskope nach Edinburgh an das dortige Königliche Observatorium zu verlegen. Einige der Lehrtätigkeiten des berühmten Observatoriums von Greewich werden wohl weitergeführt, aber außerhalb Londons. Außerdem wird das Büro des Nautical Almanach, ein in England seit 1767 herausgegebenes nautisches Jahrbuch das auch für astronomische Zwecke benutzt werden kann, seinen Standort an das Rutherford Apploton Laboratory verlegen.
1998/Susanne Plank
Verein Kuffner-Sternwarte