Microlensing: Mögliche Planetenentdeckung
Die Beobachtungen eines Mikro-Gravitationslinsenereignisses in Richtung des galaktischen Zentrums sind als Entdeckung eines Planeten mit Erd- bis Neptunmasse interpretierbar. Andere Interpretation sind aber ebenfalls möglich und können nicht ausgeschlossen werden. MPS und PLANET haben aber damit eindrucksvoll demonstriert, daß die Beobachtung von Mikro-Gravitationslinsenereignissen für den Nachweis extrasolarer Planeten mit vergleichbaren Massen wie die Erde ernsthaft in Frage kommen.
Der mögliche Planet der sich gemeinsam mit seinem Stern als Gravitationslinse bemerkbar gemacht hat, soll sich nahe dem Zentrum unserer Milchstraße befinden, wo er vermutlich einen (unbeobachteten und wohl auf längere Zeit hin unbeobachtbaren) schwach leuchtenden Zwergstern in einer Entfernung von 2 AE umkreist. (1AE = Entfernung Erde-Sonne = 150 Millionen Kilometer). Die geringfügigen Abweichungen im Gravitationslinseneffekt lassen vermuten, daß der Planet eine Masse besitzt, die zwischen Erd- und Neptunmasse liegt. Der "Linsenstern" und sein möglicherweise planetarer Begleiter wurden zwar nicht direkt gesehen, aber aufgrund der beobachteten Helligkeitsvariation und der zu erwartenden Sternenbevölkerung in Richtung des Milchstrassenzentrums wird seine Masse auf 20 % bis 60 % unserer Sonne geschätzt.
Microlensing ist eine Methode, bei der die Helligkeit eines sehr weit entfernten Hintergrund-Sternes mehrmals gemessen wird. Zieht nun ein anderer Stern, der sich zwischen uns und dem Hintergrundstern befindet, nahe an der Sichtlinie vorbei, dann wird das Licht des Hintergrundsterns durch den Gravitationslinseneffekt in sehr charakteristischerweise verstärkt. Wenn um den als Linse wirkenden Stern ein Planet kreist, dann kann die Verstärkungslichtkurve von der idealen, zeitlich begrenzten aber für einen Stern ohne Begleiter charakteristischen Kurve abweichen. Solche Abweichungen in der Lichtkurve des Hintergrundsternes können die Signatur eines Planeten um einen Vordergrundstern sein.
Die Microlensing-Technik ist die einzige erdgebundene Methode, die Planeten mit Erdmasse entdecken kann. Sie ist besonders empfindlich für das Auffinden von Planeten in Entfernungen zwischen 1 bis 5 Astronomischen Einheiten von ihrem Heimatstern.
Die Beobachtung wurde in Zusammenarbeit der Teams MPS (Microlensing Planet Search) am 1,9m Teleskop am Mt. Stromlo Observatorium nahe Canberra, Australien und MOA (Microlensing Observations in Astrophysics) am 0,6m Teleskop am Mt. John Observatorium in Neuseeland gemacht.
Die Technik des Microlensing wird vor allem benutzt, um nach MACHOS (Massive Astrophysikal Compact Halo Objects) zu suchen. Das sind im Halo unserer Milchstraße liegende, schwach leuchtende Sterne oder Braune Zwerge, die für das Missing-Mass-Problem verantwortlich gemacht werden.
Die Beobachtung bekam die Bezeichnung MACHO-98-BLG-35, weil es der 35. in Richtung zum Zentrum der Milchstraße beobachtete Gravitationslinseneffekt im Jahre 1998 war. BLG bedeutet im Bulge, also in der zentralen Verdickung, dem "Bauch" unserer Milchstraße. Beim gegenständlichen Linseneffekt wurde im Maximum eine Vergrößerung um den Faktor 80 beobachtet. So eine starke Erhöhung hatte bis jetzt noch kein Gravitationslinseneffekt gezeigt.
Weitere Informationen:
- Entdeckungsmeldung (Original)
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www.aas.org/publications/baas/v30n4/aas193/987.htm
- MPS
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www.nd.edu/~srhie/MPS/
- Kommentare und Daten des PLANET-Teams
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www.astro.rug.nl/~planet/MB9835.news.html
1998/Susanne Plank
Verein Kuffner-Sternwarte