Im Zuge der kritischen Aufarbeitung der eigenen Geschichte, hat der Physikalische Verein Frankfurt zwei Kleinplaneten nach ehemaligen jüdischen Vereinsmitgliedern/FörderInnen benannt. Zu Ehren von Arthur von Weinberg und Katharina und Moritz Oppenheim. Arthur von Weinberg und Moritz Oppenheim waren selbst Mitglieder, Katharina Kuffner eine Unterstützerin des Vereins.
Am 4. Dezember 2024 wurden im Physikalischen Verein, im Rahmen einer Gedenkveranstaltung dazu zwei Gedenktafeln enthüllt, die an die UnterstützerInnen erinnern. Arthur von Weinberg starb 1943 im KZ Theresienstadt. Das Ehepaar Katharina und Moritz Oppenheim beging 1933 gemeinsam Suizid.
1939 wurden alle Mitglieder des Physikalischen Vereins die keinen "Ariernachweis" erbringen konnten von der Mitgliederliste gestrichen.
Im Auftrag des Physikalischen Vereins untersucht die Historikerin Dr. Andrea C. Hansert aktuell die Geschichte des Vereins in der Zeit des Nationalsozialismus. Das Ergebnis wird voraussichtlich 2026 veröffentlicht.
Katharina Oppenheim (geb. am 29. 6. 1862) war Moriz von Kuffners Schwester. Am 8. Juli 1884 heiratete sie im Wiener Stadttempel Moritz Nathan Oppenheim (geb. am 15. 9. 1848) aus Frankfurt am Main. Moritz Oppenheims besonderes Interesse galt den Naturwissenschaften. 1908 stiftete das Ehepaar Oppenheim dem Physikalischen Verein einen achtzölligen Refraktor nebst Zenit- und Sonnenprisma, Ringmikrometer und Okularspektroskop für die neue Sternwarte. Das Instrument wird noch heute "Oppenheim-Refraktor" genannt.
→ Im Jahr 1926 wurde ein Kleinplanet zu Ehren von Moritz Oppenheim Mauritia benannt. Die Hintergründe der Benennung von (745) Mauritia gerieten allerdings in Vergessenheit.
Die Frankfurter Zeitung berichtete später, dass die Neigung zur Astronomie besonders von Katharina Oppenheim ausgegangen sei. Das wäre durchaus möglich. Bemerkungen von Norbert Herz, dem ersten Direktor der Kuffner-Sternwarte, bestätigen, dass Moriz von Kuffners Schwester Katharina ebenfalls sehr großes Interesse an der Sternwarte zeigte. Moriz von Kuffner, der sich in den Fächern Astronomie und Mathematik weiterbilden wollte, bat Herz 1883 ihn zu unterrichten. Wenn Moriz von Kuffner keine Zeit hatte, nahm seine Schwester die Termine wahr. Demnach wurde auch Katharina von Kuffner unterrichtet. Im Rahmen der festgelegten Unterrichtsstunden erfolgte auch die Planung zum Bau der Kuffner-Sternwarte, an der laut einer Andeutung von Herz auch Katharina von Kuffner mitwirkte.
Im Jahr 1912 stifteten Katharina und Moritz Oppenheim 250.000 Mark für einen ordentlichen Lehrstuhl für theoretische Physik und wurden so Mitbegründer der Universität Frankfurt am Main.
1924 feierte der Physikalische Verein anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums noch seine jüdischen Mitglieder. Moritz Oppenheim wurde 1928 auch von der Stadt Frankfurt noch geehrt. Zu seinem 80. Geburtstag erhielt er eine Medaille aus Bronze. Auf der einen Seite war sein Porträt abgebildet, auf der anderen Seite ein Knabe mit Fernrohr auf einer Erdkugel sitzend.
→ Vorderseite und Rückseite der Medaille (Center for Jewish History)
Katharina und Moritz Oppenheim begingen am 9. Juni 1933 Suizid. Ihr Sohn Paul Oppenheim, der ab 1906 ebenfalls Mitglied des Physikalischen Vereins war, schrieb dazu: "Aber am 9. Juni 1933 horchte das In- und Ausland auf, als meine Eltern freiwillig aus dem Leben schieden; sie wollten voller Würde dem Versuch entgehen, sie als Menschen minderen Grades zu brandmarken."
Entdeckung des Kleinplaneten (343981) Oppenheim
Stefan Karge (links) und Erwin Schwab am Entdeckungsteleskop
Credit: Erwin Schwab