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Bericht des Leiters der Sternwarte für das Vereinsjahr 2001:Im Vereinsjahr 2001 gelang gemeinsam mit dem Institut für Astronomie der Universität Wien die weltweit bislang grösste und erfolgreichste Beobachtungskampagne zur Lichtverschmutzung: Wieviele Sterne sehen wir noch? Mehr als 2 Millionen Menschen wurden mit dem Problem der Lichtverschmutzung bekannt und mehr als 1500 beteiligten sich mit eigenen Beobachtungen. Am Mittwoch, den 19. September 2001 fand ein Abend mit den Planetensuchern der COROT Weltraummission statt bei dem auch erstmals ein Planetenentdecker auf der Sternwarte zu Gast war. 2001 war eines der besten Jahre in der Geschichte des Vereins.
Wieviele Sterne sehen wir noch?
Die zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Beleuchtung und die Luftverschmutzung machen es immer schwieriger, die Gestirne zu beobachten. Der helle Nachthimmel fällt aber nicht nur Astronomen auf. Viele Menschen kennen einen sternenübersäten Nachthimmel oft nur mehr aus dem Urlaub. Falsche Beleuchtung ist auch Verschwendung von Energie, bedeutet ein Sicherheitsrisiko durch Blendung und stellt eine Bedrohung für nachtaktive Tierarten dar.Es sollten deshalb österreichweit die aktuellen Himmels-Sichtbedingungen durch eine einfache astronomische Beobachtung bestimmt werden. Voraussetzung für den Erfolg eines derartigen Experiments sind aber möglichst viele Beobachtungen an möglichst vielen Orten: Kurz, die Mithilfe möglichst vieler Menschen aus ganz Österreich. Die Daten wurden und werden vom Institut für Astronomie der Universität Wien und dem Verein Kuffner-Sternwarte gesammelt und ausgewertet.
Das Ziel wurde mittels der Entwicklung einer einfachen und mit einem Blick zu bewerkstelligenden Methode zur Grenzgrössenbestimmung erreicht und mittels der Erstellung eines effizienten und leicht bedienbaren Systems zur Datenerfassung mit einer Webseite als Herzstück.
Die Aktion wurden gemeinsam mit dem Institut für Astronomie konzipiert, vorbereitet und durchgeführt. Sie startete nach Vorbeobachtungen offiziell im Rahmen der ScienceWeek 2001. Innerhalb von zwei Wochen konnten 1500 Beobachtungen via Internet, Telefonzentrale und Telefonroboter gesammelt werden. Wichtig und erfreulich war auch die Zusammenarbeit mit den anderen astronomischen Organisationen. Allen voran die Linzer Astronomische Gemeinschaft, halfen sie mit Wieviele Sterne? zu einem Erfolg zu machen.
Die Ergebnisse wurden auf der International Conference on Light Pollution, La Serena, Chile, (5.-7. März 2002) mit sehr grossem Erfolg präsentiert (Hron, Wuchterl, Posch, Pikall, Netopil, Zeitlinger). Aller Voraussicht nach wird es weltweit ähnliche Aktionen geben die auf Wieviele Sterne?-Erfahrungen und Konzepte aufbauen.
Die Aktion wurde inzwischen mehrfach verlängert und ist nun für ganz 2002 und weltweit offen.
Umfangreiche Informationen finden sich auf der Wieviele Sterne sehen wir noch? Webseite unter http://sternhell.at/deutsch.html Eine kurze zusammenfassende Beschreibung erschien im Januar/2002 Heft von Sterne und Weltraum.
Andy Chwatal, Florian Nehonsky, Christoph Goldmann und Markus Reithofer schafften die Voraussetzungen und Realisierung eines Kurzvideos (ca. 8Min) dass die Aktion und Reaktionen kurz zusammenfasst.
Besonders erfreulich ist, dass als Reaktion auf Wieviele Sterne?, nach Initiative des Umweltbundesamtes, auch ein Gesetzgebungsprozess zur Lichtverschmutzung in Gang gebracht wurde. Amateure und Profis sitzen dabei an einem Tisch mit Gesetzentwicklern und Umweltschutzorganisationen.
Zu weiteren Beobachtungen der freisichtigen Grenzgrösse rufe ich alle auf!
Beteiligt uA: Josef Hron, Klaudia Konkolits, Alfred Lampl, Martin Netopil, Holger Pikall, Thomas Posch, Susanne Plank, Martin Sloboda, Manfred Nehonsky, Andy Chwatal, Christoph Goldmann, Markus Reithofer, Florian Nehonsky, Bernhard Wenzel, Herbert Raab, Erich Meyer, Ralf Greiner, Günther Wuchterl
Science Week 2001
Unter dem Titel Merkur bis Mars --- Planetenbeobachtung bei Tag und Nacht gab es 6 Termine. Wieviel Sterne sehen wir noch? war die österreichweite Leitaktion.Astronomische Sonderereignisse
Planetenentdecker auf der Kuffner-Sternwarte
Am Mittwoch, den 19. September 2001 hatte unser Verein auf der Kuffner-Sternwarte Planetologen und Astroseismologen zu Gast, die im Rahmen der COROT-Scienceweek in Wien zugegen waren. Unter diesen waren Dr. Tristan Guillot (Obs. de la Côte d'Azur), Prof. Artie Hatzes (Thüringer Landessternwarte, Tautenburg und der erste Planetenentdecker (bei epsilon Eridani), der der Kuffner-Sternwarte einen Besuch abstattete, Doz. Martin Pätzold (Uni Köln), Dr. Heike Rauer (DLR), Prof. Ian Roxburgh (Uni London), sowie Prof. W. Weiss (Uni Wien). Sie erzählten über die Ziele der Mission COROT. COROT ist ein Akronym für COnvection ROtation and planetary Transits, an der auch Österreich durch Prof.W.Weiss (Uni Wien) beteiligt ist.Regelmäßige Veranstaltungen
Die offene Sternwarte ist durch engagierte Organisation (R. Greiner) und Beteiligung der Beobachterinnen und Beobachter wie alljährlich das Rückgrat der Vereinsveranstaltungen und des Beobachtungsbetriebes auf der Sternwarte gewesen. Das obwohl nach wie vor die Beobachtungszeiten am Refrakter von der Zweigstellen-Leitung nach wie vor nicht schriftlich anerkannt werden.
Neben der Planetenarbeitsgruppe (G. Wuchterl) und dem Astronomischen Seminar (Bernhard Aringer, Susanne Plank), Was Astronominnen und Astronomen über Astrologie wissen sollten (Klaudia Konkolits, G. Wuchterl, Susanne Plank, Martin Sloboda, Norbert Zeitlinger) fanden auch 5 Fachgruppenabende statt. Weitere Informationen in den Berichten der Leiter der Veranstaltungsorganisation (Ralf Greiner) und der Veranstaltungsplanung und öffentlichkeitsarbeit (Bernhard Aringer).
Bei der Fachgruppe konnte eine einvernehmliche Vorgehensweise mit der Zweigstellenleitung gefunden werden. Die Fachgruppe findet unter Terminabstimmung statt bleibt aber ohne ausdrücklich garantierten Fixtermin.
Laufende Arbeiten
Betreung der Homepage (Klaudia Konkolits, Susanne Plank, uA).
Vereinshotline (Alfred Lampl).
Arbeiten im Rahmen der Vorstandstätigkeit: siehe entprechende Berichte.Astronomische Instrumente
Vertikal- und Meridiankreis sind nach einer Oberflächenrestauration und der Nachfertigung fehlender Teile wieder zusammengebaut und aufgestellt.
Das Heliometer wurde gegen Ende 2001 wieder demontiert. Die neugefertigte Linse weist schwere Schäden auf. Der Heliometer-Kuppelspalt wurde ohne Rücksprache mit dem Verein elektrifiziert bevor Schritte zu Erhaltung der Originalfunktione unternommen werden konnten. Eine sich vor Weihnachten abzeichnende Elektrifizierung der Heliometer-Nachführung seitens der Zweigstelle und des Verbandes konnte auf Initiative des Vereins mit Hilfe und Dank des Einsatzes des Bundesdenkmalamtes gestoppt werden. Dadurch wurde die weltweit einmalig erhaltene und bis zu Beginn der Restaurierungsarbeiten funktionsfähige Originalnachführung gerettet. Weitere Informationen finden sich wie immer im Bericht des technischen Leiters, Martin Sloboda.
Mit der Ausarbeitung eines neuen Restaurierungskonzeptes für die Instrumente der Sternwarte wurde begonnen:
- Das Heliometer soll mit mechanischer Nachführung und ohne geteilte Linse so rasch wie möglich in Betrieb genommen werden.
- Parallell dazu experimetelle Demonstration der Funktion des vor einige Jahren neugefertigten geteilten Heliometerobjektivs im Labor.
- Nachdem Heliometer mit Normallinse und mechanischer Nachführung in Betrieb genommen wurde remechanisierung des Refraktors.
Dass die Arbeiten am Heliometer trotz gegenteiliger Versicherungen seitens der Zweigstellenleitung ohne Einvernehmen mit dem Verein durchgeführt wurden bzw. werden sollen zeigt dass das Verhältnis zwischen Verein und VHS-Zweigstellenleitung noch immer nicht problemlos ist.
Die Beobachtungsbedingungen im Haus sind nach wie vor schwierig. Im Winter wird der Kuppelstiegenraum erheblich beheizt und, in Folge mangelnder Abdichtung, Warmluft in den darüberliegenden Refraktor-Kuppelraum eingebracht. Nach wie vor existiert keine Beleuchtung die einen Kuppelzugang mit Erhaltung der Dunkeladaption ermöglicht.
Domain Kuffner-Sternwarte.at
Seit August 2001 ist die Domain Kuffner-Sternwarte.at im Besitz des Vereins und unsere Hausseite ist nun einfach über http://Kuffner-Sternwarte.at/ erreichbar. Damit wurde auche eine neue Vereins-Edresse möglich: Verein@Kuffner-Sternwarte.atVerhältnis zur Zweigstelle Kuffner-Sternwarte der Volkshochschule Ottakring
Das Verhältnis zur VHS-Zweigstelle ist am besten mit einem pragmatischen Nebeneinander zu vergleichen, jedoch weiterhin ohne erklärte Anerkennung der Resourcenaufteilung seitens des Verbandes Wiener Volksbildung und der Volkshochschule Ottakring.Praktisch alle Veranstaltungen des Vereins konnten ohne Störungen auf der Sternwarte durchgeführt werden. Es existiert allerdings noch immer keine Zeitkontingentvereinbarung mit der VHS-Zweigstelle auf der Kuffner-Sternwarte. Einige Termine der astronomische Fachgruppe (6. Juni, 7., 14. Okt, 11.Nov. 16. Dez.) konnten wieder auf der Sternwarte abgehalten.
Kontakte mit Personal und Mitarbeitern der VHS-Zweigstelle verlaufen in einer kooperativen Atmosphähre. Die regelmässigen Kontakte mit der Zweigstellenleitung verlaufen freundlich aber wenig verbindlich. Ansuchen um Gepsprächstermine werden regelmässig aus Termingründen (meistens unter Hinweis auf die immer noch anstehende Planetariumseröffnung) verschoben, sodass keine offiziellen Gespräche zustande kommen. Gelegentliche informelle Kontakte haben zu Klimaverbesserungen aber nur sehr wenig ausdrücklich vereienbaerten organisatorischen Fortschritten geführt.
Zeitkontingentverhandlungen mit der VHS-Zweigstelle
Die Zeitkontingentverhandlungen wurden direkt mit Zweigstellenleiter Habison weitergeführt, oder besser gesagt wurde das versucht. Immer noch wird keine Flexibilität für eine schriftliche Vereinbarung signalisiert obwohl faktisch die Vereinsveranstaltungen nach den Programmplanungen laufen. Im Bedarfsfalle erfolgt die Raum- und Zeitaufteilung vor Ort.
Der Zustand ist vor allem für grössere Veranstaltungen und bei zeitkritischen Beobachtungen nicht befriedigend.
Zweigstellenführungen und Qualifikation der Führenden
Die Umsetzung des laut Konzept 2001 abgehaltenen regelmäßigen Führungsbetriebes durch die VHS-Zweigstelle ist immer noch über weite Strecken mangelhaft. Das ist sicherlich auch die Konsequenz der Zweigstellenvorgangsweise, weiterhin Personen mit Führungen auf der Sternwarte zu beauftragen, die nicht entsprechend der Nutzungsvereinbarung durch den Verein qualifiziert sind. Die Qualifikation eines grossen Anteils der Zweigstellen-Führenden ist unzureichende (zB werden Beobachtungsobjekte nicht gefunden bzw. verwechselt).
Zweigstellen-Verstösse gegen IAU-Richtlinien
Die Abhaltung von Astrologie-Führungen durch die VHS-Zweigstelle, allen voran die Führung "Im Zeichen des Widder" blieb erfreulicherweise eingestellt. Leider kam es unter Duldung und Beteiligung des Zweigstellenleiters Habison am 27. September 2001 zu einer kommerziellen Veranstaltung mit "Sterntaufe" auf der Kuffner-Sternwarte. Auf Inititative des Instituts für Astronomie der Universität Wien wurde das seitens des neu konstituierten Aufsichtskommitees der VHS-Zweigstelle kritisiert und Vorkehrungen getroffen (Bedingungen für Sternwarte-Vermietungen) ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.Das Vereinsjahr 2001 im Überblick
11. bis 20. Mai:, ScienceWeek: Planeten am Tag und wieviele Sterne - Science Week 2001
Online unter http://kuffner-sternwarte.at/2001/ereignisse_2001.html
seit April: Wieviele Sterne sehen wir noch? (In Zusammenarbeit mit dem Institu für Astronomie der Universität Wien
Juli: Komet C/2001 A2 (LINEAR)
Brennpunkt Asteroiden, Sonderveranstaltungen und Beobachtungen im Rahmen der offenen Sternwarte;
6. Juni: Asteroidenentdecker Erich Meyer (LAG) in der Astronomische Fachgruppe
16. Sept.: Preisverleihung - Wieviele Sterne sehen wir noch?; gemeinsam mit dem Institut für Astronomie der Univ. Wien.
19. Sept.: COROT-Abend: Planetenentdecker auf der Kuffner-Sternwarte
11. August: Ing. Rudolf Pressberger verstarb
27. Sept.: "Sterntaufe"
Herbst: versuchte Heliometerelektrifizierung, Anfang Jänner 2002 gestoppt;Tod von Ing. Rudolf Pressberger
Am 11. August stab Ing. Pressberger. Ohne ihn liefen die Instrumente der Sternwarte nicht mehr.Mein Nachruf findet sicht unter http://kuffner-sternwarte.at/2001/Pressberger_KSW.html
Ausblick 2002
Viele der instrumentellen Probleme auf der Sternwarte bestehen weiterhin, die Verbesserung der Lage am grossen Refraktor wird auch 2001 zentral bleiben:Dringend ist also ein neues Gesamtkonzept für die Sternwarte und Ihre Instrumente. Das Konzept 2001 ist von dem zu Ende gegangenem Jahr überholt!
- Refraktor muss überholt und besucher- und beobachterfreundlich, sowie projektreif gemacht werden. Derzeit liegt seine Leistungsfähigkeit, deutlich unter den für diese Fernrohrklasse typischen Werten;
- Das fertig montierte Heliometer sollte als normaler Refraktor, also auch ohne neue geteilte Linse in Betrieb genommen werden, bis die Fragen der Fertigung und Montage der geteilten Linse technisch gelöst sind. Das würde den Beobachtungsdruck auf den Refraktor wesentlich vermindern.
- Alle Führenden auf der Kuffner-Sternwarte müssen durch den Verein qualifiziert werden.
Mit Wieviele Sterne hat sich die Chance ergeben das Problem der Lichtverschmutzung anzugehen. Die Erhaltung der Beobachtungsbedingungen und der aesthetischen Erfahrung des gestirnten Himmels wird deshalb in den nächsten Jahren sehr wichtig sein.
Wieviele Sterne? hat auch Impulse für die österreichweite Zusammenarbeit von allen Astronominnen und Astronomen gebracht. Die vielen erfreulichen Initiativen die sich dabei ergeben haben müssen weiterverfolgt werden.
Günther Wuchterl
Leiter der Sternwarte
Wien, 18. März 2002HOME