Bericht von der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999
Susanne Plank
Auf der Pretul herrschte am Vorabend der Sonnenfinsternis kühles und windiges Wetter. Die Stimmung im Roseggerhaus war aber trotzdem ausgezeichnet. Der Saal war dicht gedrängt voll und alle lauschten dem äußerst interessanten und informativen Vortrag zur Sonnenfinsternis von Bernhard Aringer, darunter auch Offiziere des Bundesheeres. Es fand ja ein Manöver in den Fischbacher Alpen statt, und der Stab war im Roseggerhaus stationiert. Anschließend bastelten wir noch mit Filterfolien Beobachtungshilfen für die Finsternis, da die entsprechenden Brillen im Nu vergeben waren.
Zu später Stunde, so gegen 23 Uhr, begann unser Beobachtungsabend beziehungsweise unsere Beobachtungsnacht. Der Himmel war nahezu wolkenlos, die Milchstraße ein prächtiger Anblick. Sogar den Nordamerika-Nebel konnte ich freiäugig sehen. Um etwa 2:30 Uhr früh ging ich dann zu Bett, nicht ohne mir vorher noch die bereits aufgegangenen Planeten Jupiter und Saturn angesehen zu haben.
Am Morgen des 11.August 1999 hieß es relativ früh aufstehen. Es war noch Bastelarbeit nötig, um all die vielen Gäste mit sicherem Augenschutz zu versorgen. Fernrohre in allen Größen wurden aufgestellt und für das große Ereignis startklar gemacht. Ganz zeitig am Morgen regnete es zwar, aber zum Glück hörte es bald auf. Nur ein kühler Wind wehte und Wolken jagten über den Himmel. Die Spannung lag direkt spürbar in der Luft: Werden wir die Sonnenfinsternis sehen können oder nicht?
Wir hatten Glück: Die Sonne kam immer mehr zum Vorschein und beim ersten Kontakt pünktlich um 11:23 war sie frei von Wolken. Obwohl im weiteren Verlauf immer wieder für kurze Zeit Wolkenfetzen über die Sonne zogen, war das kein negatives Erleben, im Gegenteil es war höchst stimmungsvoll und interessant.
Einige Minuten vor dem zweiten Kontakt um etwa 12:45 wurde der Wind stärker und es kühlte merklich ab. Die Wolken im Westen bekamen eine dunkle bleigraue Farbe; es wurde richtig mystisch. Als der Diamantring aufleuchtete, ging ein Raunen durch die Menge und einzelne Jubelrufe waren zu hören. Dann verdeckte der Mond die Sonne ganz.
Jetzt nichts wie weg mit dem Augenschutz und die schwarze Sonne mit freiem Auge genießen: Die hell leuchtende Korona und die selbst ohne Fernrohr sichtbaren Protuberanzen zu sehen, wirkte unbeschreiblich aufs Gemüt. Dazu der helle gelbe Horizont und darüber die unwirklich dunklen Wolken aus denen die strahlende Venus hervorstrahlte. Mir wurde so recht bewußt, wie wir im Grunde den Naturgewalten trotz allen Fortschritts ausgeliefert sind. Merkwürdigerweise genoß ich dieses Gefühl und war richtig traurig, als der Diamantring wieder auftauchte und das Ende der Totalität ankündigte.
Für viele Besucher war der Bann nun gebrochen, und sie belagerten die ausgezeichnete Küche des Roseggerhauses. Wirtin und Wirt samt Personal hätten zehn Hände brauchen können um alle hungrigen "Sonnenanbeter" zu laben. Ich verspürte weder Hunger noch Durst und genoß das Himmelsschauspiel bis zum Ende der partiellen Phase.