Die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999

Bemerkungen zur Beobachtung von Günther Wuchterl


Ablauf der Finsternis für das Wirtshaus Pogusch

Beginn der Finsternis:      11h22m03s
Beginn der Totalität:        12h43m58s           Dauer der teilweisen Bedeckung:  1h21m55s = 81m55s
Ende der Totalität:           12h46m19s           Dauer der Totalität:                                              2m21s = 141s
Ende der Finsternis:         14h08m13s           Dauer der teilweisen Bedeckung:  1h21m54s = 81m54s
 

Verfinsternung des Hochschwabs (Hauptgipfel)

Totalität:  12h43m45s bis 12h46m06s                  Dauer: 2m21s  = 141s

Die Verfinsterung findet 13,4s vor der Verfinsterung des Pogusch statt.

Beobachtung der Totalität: OK ohne Filter

Die direkte Beobachtung der komplett verfinsterten Sonne ist während der
um 12h43m58s beginnenden, und 2m21s dauernden totalen Phase mit
freiem Auge, Ferngläsern und Teleskopen möglich.

Beobachtung der nicht oder teilweise bedeckten Sonne: Filter unbedingt nötig

Zu allen anderen Zeiten (auch knapp vor dem Eintreten der totalen
Verfinsterung) ist eine gefahrlose Beobachtung der Sonne nur durch
spezielle Filter möglich. Geeignet sind Sonnenbeobachtungsbrillen und
Spezialfilter, die an der Objektivseite von Ferngläsern und Fernrohren angebracht
werden. Oder man beobachtet das projezierte Sonnenbild: Unter (Laub)Bäumen
sind, dort wo das Sonnenlicht zwischen Lücken auf den Boden fällt, anstelle der
üblichen Lichtflecken, Lichtsicheln zu sehen.

Ein bis zwei Minuten nach dem Beginn Finsternis wird eine Delle in der
Sonnenscheibe merkbar.

Beobbachtung des Übergangs: Teilweise auf vollständige Verfinsterung

Wenn die Sonne zu etwa 90 Prozent verfinstert ist beginnt das Ereignis unter die
Haut zu gehen. Das Nachlassen der Sonnenstrahlung ist jetzt fühlbar. Beobachterinnen
und Beobachter haben nun das Gefühl die Lichtabnahme direkt wahrnehmen zu
können. Die merklich Abkühlung beginnt.

Am Himmel steht zu diesem Zeitpunkt eine hauchdünne, messerscharfe Lichtsichel.
Bis zur Totalität sind es nur noch wenige Minuten. Im (filtergeschützten) Fernglas
kann bei aufmerksamer Beobachtung nun die Bewegung des Mondes als
Wanderung der Sichelenden erkannt werden.

Etwa 5 Minuten vor der Totalität beginnt die dramatische Phase. Die Ankunft des
Mondschattens kündigt sich durch bedrohliche Dunkelheit im WNW (Richtung
Hochschwab an). Während die Lichtsichel immer dünner wird spielt sich ein
rasantes Licht und Farbspiel am Himmel und in der Umgebung ab.

Je nach atmosphärischen Bedingungen kann man ab etwa 3 Minuten vor
Beginn der Totalität "fliegende Schatten" sehen. Das sind längliche Licht
und Schattenschlieren die am einfachsten auf gößeren weißen Flächen
(Tischtuch, Hauswand) sichtbar sind. In ausgeprägter Form hängen sie
als Licht/Schattengardinen in der Luft. Das Phänomen ist verwadt mit den
Licht/Schattenstreifen am Boden von Schwimmbecken.

Kurz vor dem Verlöschen beginnt das Licht der Sonnensichel zu flackern,
so wie man es vom Blinzeln der Sterne kennt.

Unmittelbar vor der Totalität beginnt die Sonnensichel (immer noch durch Filter/Brille
betrachtet) zu zerfallen. Mondberge beginnen die Lichtsichel zu teilen. Das durch
ein Mondtal fallende Licht wird als Lichtperle wahrgenommen. Die zerfallende Lichtsichel
wird zur Licht-Perlenreihe. Dieses "Perlschnurphänomen" kann während etwa 15 Sekunden
gesehen werden.

13,4 Sekunden vor Beginn der Totalität auf dem Pogusch erreicht der Mondschatten
den Hauptgipfel des Hochschwabs und schaltent ihn wie mit einem Lichtdimmer ab.
Sollten Wolken vorhanden sein, werden sie ebenfalls der Reihe nach "ausgeschaltet".

Die letzte Lichtperle erzeugt gemeinsam mit der bereits schemenhaft erkennbaren
Korona das "Diamantring"-Phänomen.

----> Brille bzw. Filter jetzt abnemen!

Sekunden danach ist ein rötlicher Lichtsaum, die Chromospäre erkennbar.

Es ist Nacht.

Die schwarze Mondscheibe gibt den Strahlenkranz der "Sonnenkorona" frei.

Links der Sonne (oestlich) strahlt die Venus, darüber der hellste Stern im Löwen,
Regulus. Eine Handspanne rechts der Sonne (östlich) steht Merkur, darüber
die hellsten Sterne der Zwillinge, Kastor und Pollux.

Ein Blick direkt nach oben lohnt sich, dort wird je nach Sichtbedigungen der
grosse Wagen, Richtung NO sichtbar. Im Westen stehen in Horizontnähe
Jupiter und Saturn und kämpfen mit der dortigen Dämmerung.

Im Südwesten, ist über dem Horizont der Orion sichtbar, noch weiter Richtung
Süden der hellste Stern, Sirius.

Direkt um die schwarze Mondscheibe herum sind je nach "Sonnenwetter" rötliche
Lichtwolken, die Protuberanzen erkennbar. Freiäugig nur die allergrößten. Ob es große
Protuberanzen gibt hängt von der aktuellen Aktivitätslage der Sonne ab. Die Chancen
dafür stehen aber gut. Bei genauer Betrachtung der Sonnenkorona zeigen sich
feine Lichtfilamente.

Die Landschaft liegt wie in eine Vollmondnacht getaucht im Licht der Korona, am
Horizont allerdings eine rundum-Dämmerung.

Nach 2m21s dringt der erste Lichtstrahl wieder durch ein Mondtal zum Pogusch.
Es bildet sich wieder ein Lichtperle und das Diamantringphänomen wiederholt sich.

----> Brille bzw, Filter wieder aufsetzen

Die beim Einsetzen der Totalität aufgetretenen Ereignisse wiederholen sich jetzt,
allerdings in umgekehrter Reihenfolge.

Nach weiteren zehn Minuten ist der übliche Eindruck von der (Um) Welt wieder
einigermassen hergestellt.