Presseaussendung des Vereins Kuffner-Sternwarte

 
 

Wien, 25. August 1997

Aus für die Retter der Kuffner-Sternwarte?

Wenn nicht rasch etwas geschieht, droht am 30. August die 15-jährige Erfolgsgeschichte des Vereins Kuffner-Sternwarte zu Ende zu gehen; sie brachte rund 100 000 Wienerinnen und Wienern den Himmel näher und schenkte der Stadt ein weltweit einzigartiges historisches Sternwartegebäude, das 1982 aufgegeben war und dem Untergang geweiht schien.

Der Verein Kuffner-Sternwarte revitalisierte die vergessene Sternwarte mit Hilfe der Stadt Wien und bietet derzeit 3000 Besuchern pro Jahr lebendige Astronomie aus erster Hand --- zuletzt Beobachtungen der Kometen Hyakutake und Hale-Bopp der Sonnenfinsternis am Wiener Heldenplatz und eine Mars-Nacht bei der die Landung der Pfadfindersonde Life miterlebt werden konnte.

Jetzt drohen der Verband Wiener Volksbildung und die Volkshochschule Ottakring mit der einseitigen Kündigung der Sternwarte-Nutzungsrechte des Vereins. Das ist ein erneuter Schritt in Richtung auf die Eliminierung des Vereins aus jener Sternwarte, die es ohne ihn nicht mehr gäbe.

Der Stadt Wien ginge damit ein einzigartiges Forum für Astronomie verloren, in dem Amateur- und Profiastronominnen und Astronomen ausschließlich ehrenamtlich zusammenarbeiten, um die Faszination des Weltalls für Alle in aktuellster Form erlebbar zu machen.

Hilferuf

In dieser Zwangslage appelliert der Verein Kuffner-Sternwarte an die Wienerinnen und Wiener:

  1. Wenden Sie sich bitte an die Sternwarte-Verantwortlichen in der Gemeinde Wien, die Magistratsabteilung 13, Fr. Vizebürgermeisterin Grete Laska, und fordern Sie den Verband Wiener Volksbildung (Geschäftsführer Herr Oswald Bazant), die Volkshochschule Ottakring (Direktorin Frau Dr. Michaela Judy) und deren Zweigstelle auf der Kuffner-Sternwarte (Leiter DI Mag. Peter Habison) auf, den Verein nicht zu kündigen, dessen Nuztungsrechte zu respektieren, von der übernahmestrategie abzurücken und zur Zusammenarbeit zurückzukehren.
  2. Da die Finanzierung der Kuffner-Sterwarte seitens der Gemeinde Wien in der Höhe von 4 Mio. pro Jahr derzeit ausschließlich über den Verband Wiener Volksbildung fließt, steht der Verein Kuffner-Sternwarte ohne finanzielle Unterstützung für seine Veranstaltungen da. Nach den Veranstaltungen zu den Kometen Hyakutake und Hale-Bopp stehen weitere aktuelle astronomische Ereignisse bevor (Totale Mondfinsternis am 16. September, Ergebnisse der Marslandung, Mars-Global-Surveyor, Lunar Prospector, Suche und Entdeckung Extrasolarer Planeten), zu denen der Verein Veranstaltungen anbieten möchte. Dazu bitten wir um Spenden: Die Erste, Kto#: 068 16223, Verein Kuffner Sternwarte.
  3. Um dringend nötige Vorträge zu aktuellen Themen (Diskussion um Leben auf dem Mars, Entdeckungen der Jupitersonde Galileo etc.) ungestört durchführen zu können, sucht der Verein einen Vortragsraum als Ersatzquartier für die traditionsreiche astronomische Fachgruppe der Kuffner-Sternwarte. Die Situation auf der Sternwarte selbst und das begeleitende Mobbing sind externen Vortragenden nicht mehr zuzumuten.
	Bernhard Aringer  +43 1 470 68 00 /55 (aringer@astro.ast.univie.ac.at)
	Günther Wuchterl +43 1 470 68 00 /31 (wuchterl@amok.ast.univie.ac.at)
		Beide: 		Institut für Astronomie der Univ. Wien
		1180 Wien,  Türkenschanzstrasse 17

Hintergrund

Im Herbst des Jahres feiert der Verein Kuffner-Sternwarte sein 15-jähriges Bestehen. Er war 1982 gegründet worden, um die den Verfall preisgegebene Kuffner-Sternwarte in Wien Ottakring zu retten, zu revitalisieren und den Wienerinnen und Wienern zugänglich zu machen.

Auf Wunsch der Gemeinde Wien holte der Verein Kuffner-Sternwarte im Juli 1995, als ein Ende der Restaurierungsarbeiten absehbar war, den Verband Wiener Volksbildung und die Volkshochschule Ottakring als Partner auf die Sternwarte. Die finanziellen Mittel für die Sternwarte wurden daraufhin verzehnfacht, sollten aber von da an ausschließlich über den Verband Wiener Volksbildung laufen.

Im vergangenen Jahr kam es auf dem Höhepunkt der Sichtbarkeit des Kometen Hyakutake zu einer Sperrung der Sternwarte durch Verband und VHS-Ottakring --- die Kometenbesucher standen vor verschlossenen Toren. Darauf folgte eine 250 tägige Aussperrung des Vereins aus der Sternwarte. Erst auf gerichtliche Anweisung hin wurde der ordnungsgemäße Zugang des Vereins zur Sternwarte wiederhergestellt.

Trotz dieser Schwierigkeiten empfing der Verein Kuffner-Sternwarte in den Jahren 1996 und 1997 jeweils 3000 Astronomieinteressierte kostenlos bei seinen Himmelstouren.

Der Verband Wiener Volksbildung und die Volkshochschule Ottakring drohen nun mit einer Aufkündigung der Sternwarte-Nutzungsrechte für den Fall, daß der Verein Kuffner-Sternwarte nicht freiwillig auf einen Großteil dieser Rechte verzichtet.

Die jetzige Drohung der einseitigen Kündigung der Sternwarte-Nutzungsrechte des Vereins ist ein erneuter Schritt in Richtung auf die Eliminierung des Vereins aus jener Sternwarte, die es ohne ihn nicht mehr gaebe.

Für den Verein Kuffner-Sternwarte

Günther Wuchterl

Verein Kuffner Sternwarte
Johann Staud-Straße 10
A-1160 Wien
Tel.: 0664 23 00 336 (14 - 21 Uhr Hotline)
(01) 470 6800 Dw. 31 (G. Wuchterl, Institut für Astronomie)
Homepage: http://www.ast.univie.ac.at/~wuchterl/Kuffner/
Email: wuchterl@amok.ast.univie.ac.at

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