Bericht des Leiters der Sternwarte für das
Vereinsjahr 2000:

 
 

Nach der totalen Sonnenfinsternis am 11.August 1999 und dem Ruhen des Verfahrens zur Räumungsklage des Verband Wiener Volksbildung und der Volkshochschule Ottakring gegen den Verein wurde das Vereinsjahr 2000 zu einem Jahr der Normalisierung und der Konzentration auf die Astronomie und die Kuffner-Sternwarte. Höhepunkte des Jahres waren die totale Mondfinsternis am 9. Jänner auf dem Heldenplatz, die Beobachtung der Venus-Jupiter Konjunktion mit dem grossen Refraktor am Tageshimmel und die Landung der Raumsonde NEAR auf dem Asteroiden Eros.

Science Week 2000

Der Verein Kuffner-Sternwarte veranstaltete an den Vereinstagen (Mo,Mi,Do,So) während der zehntägigen Science-Week 2000 Tagesbeobachtungen der Planeten Merkur Venus und Jupiter, anlässlich des engen Beieinanderstehens aller freisichtiger Planeten im Mai. Die Tagesbeobachtungen boten sehr eindrucksvolle Beobachtungsmotive.

Astronomische Sonderereignisse

Venus-Jupiter Konjunktion am 17. Mai 2000

Im Rahmen der Vorbereitungen zur Science Week am 17. Mai wurde die enge Konjunktion von Venus und Jupiter (22") im Abstand von 7 Grad von der Sonne beobachtet und der gesammte Verlauf auf Video dokumentiert. Die Auswertung und Aufbereitung der Aufnahmen läuft zur Zeit in Zusammenarbeit mit dem Planetarium der Astronomischen Vereinigung Kärntens. Die Beobachtungen führten auch zu einem großen Medieninteresse, uA einem Bericht in der ORF ZiB2.

Cassini Jupiter-flyby am 30. Dezember 2000

Die Sonderveranstaltung mit Vorführung der NASA-Pressekonferenz fand trotz des aussergewöhnlichen Ereignisses und der ersten Filme von Jupiter seit den Voyager-Vorbeiflügen mit etwa 15 Besucher nur geringen Anklang.

Totale Mondfinsternis am 9. Jänner 2001

Am Wiener Heldenplatz wurden öffentliche astronomische Beobachtungen mit etwas 15 Fernrohren durchgeführt. Der Besucherandrang war enorm. Alle 600 vorbereiteten Flugzettel, die Anleitungen zu einem Finsternisspaziergang durch die Wiener Innenstadt enthielten, der den Finsternisverlauf mit Sichtlinien an Gassen und Plätzen kombinierte, wurden verteilt. Zur Mitte der Finsternis nahmen mehr als 500 Personnen an den Beobachtungen Teil und der Gesamtbesuch, inklusive Finsternisspaziergang hat wohl die zweitausender Marke überschritten. Die Wienerinnen und Wiener konnten sich bei einem Live-Einstieg von ORF-Wien in der Abendnachrichtensendung Wien-Heute direkt und aktuell ein Bild von der Situtation am Heldenplatz machen. Zahlreiche Berichterstattungen in Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen begleiteten die Aktivitäten des Vereins. Erwähnenswert ist auch, dass von den speziellen Mondfinsternis-Webseiten des Vereins, am Tag der Finsternis 465 Besucher auf die neue Vereins-Hausseite kamen.

NEAR Landung auf dem Asteroiden Eros

Die erste Landung auf einem Asteroiden konnte im Rahmen einer Sonderveranstaltung auf der Kuffner-Sternwarte von etwa 50 Besucher live verfolgt werden. Die letzten Bilder der Raumsonden NEAR, die Details auf der Oberfläche des Asteroiden mit einer Auflösung von 10 Zentimetern zeigen erreichten innerhalb von zehn Minuten nach der Aufnahme die Besucher.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die offene Sternwarte ist durch engagierte Organisation (R. Greiner) wieder das Rückgrat der Vereinsveranstaltungen und des Beobachtungsbetriebes auf der Sternwarte gewesen. Das obwohl nach wie vor die Beobachtungszeiten am Refrakter von der Zweigstellen-Leitung nach wie vor nicht schriftlich anerkannt werden. Neben der Planetenarbeitsgruppe (G. Wuchterl) und dem Astronomischen Seminar (Bernhard Aringer) kamen als Neuerungen die Veranstaltungen Was Astronominnen und Astronomen über Astrologie wissen sollten und Astronominnnen und Astronomen zur Astrologie als zweiwöchige Termine dazu, die von G. Wuchterl und Klaudia Konkolits betreut und durchgeführt werden. Letztere sollen Aufklärung zum Spannungsfeld Astronomie-Astrologie liefern, mit dem es immer mehr Konfrontationen gibt, zuletzt sogar die Präsentation eines Buchs zur astrologischen Medizin, die seitens der VHS-Zweigstelle auf der Sternwarte ermöglicht wurde.

Laufende Arbeiten

Betreung der Homepage (Alexander Schneider, Susanne Plank, ab 1. Jan. 2001: Klaudia Konkolits).
Vereinshotline (Haschek, Aringer, Sloboda, Lampl und andere).
Arbeiten im Rahmen der Vorstandstätigkeit: siehe entprechende Berichte.

Astronomische Instrumente

Der Zustand der Instrumente (siehe Bericht des technischen Leiters) wurde überwacht und auch nach der Einnordung des grossen Refraktors für immer noch  mangelhaft  befunden. Die an die Zweigstelle im Frühjahr 2000 übermittelte Detailbegutachtung der Refraktorlinse (Koprolin, Howurek) hat noch zu keinen Konsequenzen seitens der für die Instrumente verantwortlichen Zweigstelle geführt und die Probleme bestehen weiter.

Die Restaurierung von Heliometer, Vertikal- und Meridiankreis ist noch immer nicht beendet. Das Vertikalkreisinstrument ist noch immer demontiert, über Fortschritte in der Renovierung dieser beiden Instrumente wurden seitens der Zweigstellenleitung (VHS Ottakring) und des Verbandes Wiener Volksbildung, nichts mitgeteilt.

Die Beobachtungsbedingungen im Haus sind immer noch schwierig. Im Winter wird der Kuppelstiegenraum erheblich beheizt und, in Folge mangelnder Abdichtung, Warmluft in den darüberliegenden Refraktor-Kuppelraum eingebracht. Nach wie vor existiert keine Beleuchtung die einen Kuppelzugang mit Erhaltung der Dunkeladaption ermöglicht.

Neugestaltung der Hausseite

Im September 2000 wurde die Neugestaltung der Hausseite von Klaudia Konkolits in Angriff genommen. In einer mehrmonatigen Testphase konnte nicht völlige Einigkeite über Gestaltung und Funktion erzielt werden. Der neue Entwurf ging auf Entscheidung des Leiters der Sternwarte ohne das OK des Webmeisters Alexander Schneide, der die Homepage das ganze Kalenderjahr 2000 betreut hatte, nachdem der Webmeister seine Verantwortung zurückgelegt hatte online. Zeitlich war die Umstellung vor der Mondfinsternis und zum Eintritt ins dritte Jahrtausend dringlich, der so auch mit einem Repräsentations- und Konzeptwechsel begangen wurde.

Verhältnis zur Zweigstelle Kuffner-Sternwarte der Volkshochschule Ottakring

Praktisch alle Veranstaltungen des Vereins konnten ohne Störungen auf der Sternwarte durchgeführt werden. Es existiert allerdings noch immer keine Zeitkontingentvereinbarung mit der VHS-Zweigstelle auf der Kuffner-Sternwarte und die astronomische Fachgruppe wurde im Wintersemester nicht abgehalten. Bei der Restaurierung der Instrumente sind nun Fortschritte beim Meridiankreisinstrument bemerkbar: So ist zum Beispiel der Tubus wieder montiert. Das Vertikalkreisinstrument ist noch immer demontiert. An der defekten Heliometer-Linse (zentimetergrosser Muschelbruch) ist keine Veränderung erkennbar und das Instrument weiterhin unbenutzbar. Die für Herbst 1999 seitens des Verbandes Wiener Volksbildung in Aussicht gestellt Wiederinbetriebnahme des Heliometers verzögert sich damit weiterhin auf unbestimmte Zeit. Auch der grosse Refraktor funktioniert weiterhin nicht einwandfrei und die vermutlich durch Fehlbedienung von nichtqualifziertem Zweigstellenführenden verursachten optischen Fehler sind nach wie vor in ihrem ganzen Ausmass deutlich. Zuletzt wurden an der Refraktorlinse eigenartige Spuren entdeckt, die den Eindruck eines Schimmels bieten der von Lederbruchstücken die von der Objektivabdeckung stammen und in den Luftspalt zwischen den Linsengläsern geraten sind, leben könnte.

Zeitkontingentverhandlungen mit der VHS-Zweigstelle

Wie bei der Ruhensvereinbarung zur Räumungsklage vereinbart wurden die Zeitkontingentverhandlungen direkt mit Zweigstellenleiter Habison weitergeführt. Zunächst wurde an einem System von Fixterminen und Raum-Sonderechten für die Zweigstelle für dringende oder finanziell wichtige Veranstaltungen gearbeitet. Es konnte aber keine Einigkeit erzielt werden da DI Habison auf einer sehr hohen Anzahl (etwa 80) solcher Veranstaltungs-Prioritäten beharrte, die defacto den Vereins-Beobachtungs und -Veranstaltungsbetrieb zu sehr eingeängt hätten und wieder auf den alten Zeitkontingentvorschlag der Zweigstelle hinausgelaufen wären. Auf Anregung seitens G. Wuchterl, die Verhandlungen wieder auf die Vorgesetzten Habisons, also VHS-Direktorin Judy, den Verbandsgeschäftführer und den Verbandsobmann auszudehnen wurde signalisiert, dass dazu zur Zeit keine Bereitschaft bestünde und sowohl Verband als auch VHS keine weitergehenden Angebote machen würden.

Die weiteren Kontakte mit der Zweigstelle haben sich zusehends normalisiert und die nun regelmässigen Kontakte und Gespräche mit Zweigstellenleiter Habison verlaufen in wesentlich verbessertem Klima. Vermutlich mitbedingt durch die Übernahme der Verantwortung für Planetarium und Uraniasternwarte durch DI Habison, nach der Pensionierung Prof. Muckes im September 2000, verliefen die Kontakte in den Monaten Oktober bis Februar sporadischer. Zu bemerken ist jedoch, dass sich bei der Abhaltung von Sonderveranstaltungen des Vereins (Cassini-flyby, NEAR-Landung) die Zweigstelle sich sehr kooperativ verhielt.

Zweigstellenführungen und Qualifikation der Führenden

Die Umsetzung des laut Konzept 2001 abgehaltenen regelmäßigen Führungsbetriebes durch die VHS-Zweigstelle ist immer noch über weite Strecken mangelhaft. Das ist sicherlich auch die Konsequenz der Zweigstellenvorgangsweise, weiterhin Personen mit Führungen auf der Sternwarte zu beauftragen, die nicht entsprechend der Nutzungsvereinbarung durch den Verein qualifiziert sind.

Besonders bedauerlich war die Abhaltung von Astrologie-Führungen durch die VHS-Zweigstelle, in denen ein äußerst naiver Zugang zur Astrologie-Problematik öffentlich gemacht wurde. Anläßlich einer astrologischen Buchpräesentation auf der Kuffner-Sternwarte, die von der Zweigstellenleitung ermöglicht wurde, kam es nach Aufruf des Verein zu österreichweiten Protesten, an denen sich auch das Insitut für Astronomie, Prof. Mucke und zahlreiche astronomischen Organisationen beiteiligten, und die auf ein erhebliches Medienecho stießen. Erfreulich ist, dass seit Februar 2001 die umstrittenen Zweigstellen-Veranstaltungen, allen voran die Führung "Im Zeichen des Widder" nicht mehr im Zweigstellenprogramm aufscheinen.

Ausblick 2001

Viele der instrumentellen Probleme auf der Sternwarte bestehen weiterhin, die Verbesserung der Lage am grossen Refraktor wird auch 2001 zentral sein. Auch nach der erst nach 5 Jahren endlich erfolgten Einnordung des Refraktors bleiben die Aufgaben aus dem Vorjahr bestehen:
  1. Refraktor muss überholt und besucher- und beobachterfreundlich, sowie projektreif gemacht werden. Derzeit liegt seine Leistungsfähigkeit, deutlich unter den für diese Fernrohrklasse typischen Werten;
  2. Das fertig montierte Heliometer sollte als normaler Refraktor, also auch ohne neue geteilte Linse in Betrieb genommen werden, bis die Fragen der Fertigung und Montage der geteilten Linse technisch gelöst sind. Das würde den Beobachtungsdruck auf den Refraktor wesentlich vermindern.
  3. Alle Führenden auf der Kuffner-Sternwarte müssen durch den Verein qualifiziert werden.

Günther Wuchterl
Leiter der Sternwarte
Wien, 5. März 2000

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