Die Schöne geht, verliert sich im Sonnenglanz, löst sich auf in gleißendem Weiß.
Es ist Samstag, 30. Mai 2020, 18.00 Uhr. Die letzte Chance für eine Begegnung:
der Wolkenschleier hebt sich, aus der Tiefe ergießt sich eine gewaltige
Lichtflut. In diesem schäumenden Lichtmeer treibt die Schöne wie eine winzige
Barke im Ozean. Und doch: sie ist zu sehen, nicht unmittelbar, aber mit der
Kraft des Instruments, das in ihre Richtung weist. Für das Auge offenbart sie
noch einmal ihr Feuer. Jetzt das Bild fixieren! Doch die Lichtflut überschwemmt
die fixierende Schicht, die Gesuchte ist nur vage zu erkennen. Ihre Schönheit
ist tief auf den Grund des Bildes gesunken. Jetzt braucht es ein neues Verfahren,
Erfahrung und Geduld. Und der Versuch gelingt. Die Schönheit, die sich dem
Auge offenbart hat, ist dauerhaft zu erahnen.
Venus am 30. Mai im Großen Refraktor der Kuffner-Sternwarte