VEREIN KUFFNER - STERNWARTE

MERKURTRANSIT 7. MAI 2003


➤ MERKURTRANSIT am 9. Mai 2016!

English version

Der Durchgang dauert in Wien von 7:12 bis 12:32 MESZ, in Innsbruck von 7:12 bis 12:33 MESZ

Filme (AVI) und animiertes GIF des Merkurtransits 7. Mai 2003 vom Sonnenobservatorium Kanzelhöhe


Bild: Manfred Nehonsky, 7. Mai 2003, 10:52 MESZ

Öffentliche Beobachtungen auf der Kuffner-Sternwarte von 7 - 13h. Ort: Wien 16, Johann Staud-Strasse 10.
Mit Vorträgen und Anleitungen zu eigenen Beobachtungen. Bringen Sie auch Ihr Fernrohr mit. Wir helfen Ihnen ab 6:30 bei den Vorbereitungen Ihrer Beobachtungen.
Bei Schlechtwetter Übertragung von anderen Beobachtungsstationen.
Veranstaltungen des Vereins Kuffner-Sternwarte sind kostenlos, Spenden erbeten.

MERKURTRANSIT - VERANSTALTUNGSLISTE ÖSTERREICH


Am 7. Mai ist nach langer Zeit, wieder ein Vorübergang des Planeten Merkur vor der Sonne bei uns beobachtbar. In Mitteleuropa konnte man dieses seltene Schauspiel zuletzt am 10. November 1973 verfolgen.
Merkur
Merkur Quelle: APOD
(Der Merkurtransit vom 13. November 1986 war bei uns nur in der Endphase sichtbar und fiel praktisch überall dem Novemberwetter zum Opfer)
Merkur steht alle 116 Tage zwischen Erde und Sonne, also in unterer Konjunktion. Die Zeitspanne von einer unteren Konjunktion zur nächsten heißt synodische Umlaufperiode. Allerding läuft Merkur während solcher Konjunktionen meist nördlich oder südlich an der Sonne vorbei, da die Merkurbahn um 7° zur Erdbahnebene geneigt ist. Nur wenn er während einer unteren Konjunktion, gleichzeitig oder knapp davor, beziehungsweise danach einen Knoten (Schnittpunkt seiner Bahn mit der Ekliptik) passiert können wir ihn von der Erde aus, als kleines schwarzes Scheibchen vor der Sonnenscheibe beobachten. Es verhält sich also ganz ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis. Nur wenn sich der Neumond in oder nahe einem seiner Bahnknoten aufhält, bedeckt er die Sonne. Ein solcher Transit tritt jedoch viel seltener ein, als Sonnen - und Mondfinsternisse. In jedem Jahrhundert kommt es nur zu dreizehn oder vierzehn Merkurdurchgängen. Venustransite sind noch viel seltener. Im 20. Jahrhundert fand überhaupt keiner statt. Der letzte Venustransit erfolgte 1882. Der nächste ist erst am 8. Juni 2004.

Beobachtungstipps:

Wie bei Sonnenfinsternissen darf die Beobachtung zum Schutz der Augen nur mit geeigneten Schutzfiltern vor Teleskopen bzw. vor anderen Optiken erfolgen.
Da der scheinbare Durchmesser des Merkurscheibchens winzig ist, zum Zeitpunkt des Transits beträgt er nur 12 Bogensekunden, (das entspricht etwa dem 150. Teil des Sonnendurchmessers) benötigt man für die Beobachtung unbedingt ein Teleskop. Mit bloßem Auge kann man ihn auf der Sonnenscheibe nicht erkennen.
Anders als bei einer Sonnenfinsternis, wo der Mond immer zuerst den westlichen oder rechten Rand der Sonne bedeckt, erfolgt der Eintritt der Merkurscheibe am östlichen, linken Rand, da sich die inneren Planeten Merkur wie auch Venus in unterer Konjunktion stets rückläufig bewegen, während der Mond immer rechtläufig durch die Ekliptik wandert.

Die nächste Gelegenheit zur Beobachtung eines Merkurdurchgangs, ergibt sich in unseren Breiten erst wieder in 13 Jahren, am 9. Mai 2016.

Historisches

Am 28. Mai 1607 glaubte Johannes Kepler (1571-1630) einen Merkurtransit gesehen zu haben. Tatsächlich aber, war es ein Sonnenfleck. Im Jahre 1631 wurde dann zum ersten mal wirklich ein Merkurtransit beobachtet. In seiner 1629 veröffentlichten Ephemeride, berechnete Johannes Kepler auf der Grundlage seiner Rudolfinischen Tafeln einen Merkurdurchgang vor der Sonne für den 7. November 1631, beobachtbar in Europa. Wegen schlechten Wetters, war es jedoch nur drei Personen vergönnt, das Schauspiel auch tatsächlich zu verfolgen. Einer davon war Pierre Gassendi (1592-1655 Bild links) in Paris. Gassendi ließ die Sonnenstrahlen durch das Okular des Teleskops auf einen weißen Schirm im verdunkelten Zimmer fallen und betrachtete das projizierte Sonnenbild. Als scheinbaren Durchmesser der Merkurscheibe ermittelte er 20 Bogensekunden. Die unerwartet geringe Größe des Merkurbildes überraschte nicht nur Gassendi, sondern auch Cysat und Remus Quietanus, die den Transit ebenfalls beobachtet hatten. Kepler`s alten Freund Wilhelm Schickard schrieb Gassendi über die Merkurbeobachtung:

Der listige Merkur wollte vorbeigehen ohne wahrgenommen zu werden; er war früher eingetreten als man es erwartete, aber er konnte nicht entkommen ohne entdeckt zu werden; ich habe ihn gefunden und ich habe ihn gesehen; was niemandem vor mir widerfahren war, am 7. November 1631, morgens.

Johannes Hevelius (1611 - 1687), ein Amateurastronom beobachtete den Merkurdurchgang vom 3. Mai 1661, den auch Christian Huygens (1629-1695) während seines Aufenthalts in London verfolgte.

Der Mathematiker und Astronom Edmond Halley (1656-1742 Bild links), der durch die Vorhersage der Wiederkehr des später auch nach ihm benannten Kometen von 1682 für das Jahr 1758 bekannt wurde, beobachtete am 7. November 1677 auf der Insel St. Helena als erster einen vollständigen Merkurdurchgang vor der Sonne. Diese Beobachtung brachte ihn auf die Idee, daß sich mit Hilfe eines solchen Transits, die Entfernung der Sonne von der Erde genau bestimmen lassen müßte. Vorausgesetzt man würde an verschiedenen, weit voneinander entfernten Orten, die Zeitpunkte des Eintritts und Austritts des Planeten vor der Sonnenscheibe genau messen. Diese Idee war nicht ganz neu. Zum ersten mal wurde sie 1663 vom schottischen Mathematiker James Gregory (1638-1675) vorgeschlagen. Halley aber, arbeitete als erster einen dedaillierten Plan aus. Er schlug vor, Venusdurchgänge vor der Sonne zur exakten Bestimmung der astronomischen Einheit zu benutzen. Denn Venustransite eignen sich dafür besser, da Merkur viel weiter entfernt ist, so dass die Merkurparallaxe viel kleiner ausfällt als die der Venus.

Referenzen:
Rudolf Wolf, Geschichte der Astronomie; Verlag Oldenbourg, München 1877
Eli Maor, Venus in Transit; Princeton University Press 2000


MERKURKARTEN

1610 beobachtete der italienische Astronom Galileo Galilei Merkur erstmals mit dem Teleskop. Das Merkur Phasen zeigt wie der Erdmond, entdeckte Giovanni Zupus im Jahre 1639. Damit war bewiesen, daß er die Sonne innerhalb der Erdbahn umkreist. Die ersten Karten von Merkur wurden erst viele Jahre später gezeichnet.

Johann Hieronymus Schroeter, der seinerzeit in Lilienthal die größte Sternwarte Europas errichtete und im Jahre 1800 gemeinsam mit führenden Astronomen Europas, wie etwa Franz Xaver von Zach und Wilhelm Olbers in Lilienthal die "Vereinigte Astronomische Gesellschaft" gründete, war der erste der Merkurkarten anfertigte. Leider waren seine Skizzen nicht sehr gut. Die detaillierten Karten von Eugenios Antoniadi waren 50 Jahre in Gebrauch.

Merkurkarte v. Schroeter Merkurkarte v. Schiaparelli Merkurkarte v. Lowell Merkurkarte v. Antoniadi Merkurkarte nach Mariner 10
J. H. Schroeter (1745-1816)
Quelle: AVL Lilienthal
G. V. Schiaparelli (1835-1910)
Quelle: NASA´s History Office
P. Lowell (1855-1916)
Quelle: NASA´s History Office
E. Antoniadi (1870-1944)
Quelle: NASA´s History Office
Nach Mariner 10 Mission
Quelle: M31


Veranstaltungen in ganz Österreich am 7. Mai 2003

Kärnten:
Astronomische Vereinigung Kärnten, Beobachtungen mitten in Klagenfurt am Neuen Platz ab 7h.
Niederösterreich:
Franz Kroller - Sternwarte, Öffentliche Beobachtungen von 8-12h.
Oberösterreich:
Linzer Astronomische Gemeinschaft, Beobachtungen ab 6:30.
Sternwarte Gahberg/Weyregg am Attersee, Öffentliche Beobachtungen von 7.00 bis ca. 12.30.
Salzburg:
Volkssternwarte am Voggenberg in Bergheim, Öffentliche Beobachtungen von 7-12:30.
Steiermark:
Sternwarte - BRG Kepler Graz, Sternwarte vormittags geöffnet.
StAV, Bei Schönwetter ist die Volkssternwarte Steinberg von 10-13h besetzt.
Wien:
Freiluftplanetarium Wien, Beobachtungen ab 6:45.
Verein Kuffner-Sternwarte, siehe oben
WAA, Beobachtung auf dem Kahlenberg


LINKS

Merkurtransit Live im Internet:

Österreich:
Sonnenobservatorium Kanzelhöhe, → Live-Bilder, Live-Bilder (Mirror)
Webcam Kuffner-Sternwarte

International:
ESO
Paris/Meudon Observatory
GONG
Worth Hill Observatory
Astrophysikalisches Institut der Universität Jena
Observatoire de la Cote d'Azur
Live! Universe Japan
Volksterrenwacht Mira
Swedish Solar Telescope, La Palma
Astronomy.no
Univ. Barcelona
Theodore Lunar Observatory
Grupo Saros
Rummet.dk, Copenhagen

Aktuelle Sonnenbilder:
SOHO ESA
SOHO NASA

Sun-Earth Media Viewer (Flash)

Weitere Links
Merkur Mission: Mariner 10
Geplante Merkur Missionen: MESSENGER / BepiColombo
Merkur Fotos: Solarsystem DLR / NASA Photojournal
Mehr über Merkur: Die Neun Planeten / Planetscapes

Die Transit-Methode zur Suche nach extrasolaren Planeten:
COROT Mission
EDDINGTON Mission
KEPLER Mission / Bilder und Animationen

9. Jänner 2003/KE
Aktualisiert am 2. Mai 2003


Empfohlen von der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik


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